- 162 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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wird nach einem Besuch bei ihr im Koma ins Krankenhaus eingeliefert. Monate später stirbt er, ohne noch einmal erwacht zu sein. Er hat ihr ein Buch über Hexerei überlassen, in dem ein Anagramm verborgen sei. Rosemarie folgt dem Hinweis und entschlüsselt den Namen Roman Castavet als Steven Marcato, dessen Vater ein berüchtigter Teufelsanbeter war. Ihre Ängste verdichten sich zu der Gewißheit, daß die Castavets und Dr. Sapirstein sich mit Guy gegen sie verschworen haben und ihr Baby dem Teufel opfern wollen. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch zu Dr. Hill, der sie wieder Dr. Sapirstein und Guy ausliefert, setzen die Wehen ein. Roses Baby ist nach der Geburt angeblich gestorben. Aus der Nachbarwohnung hört sie jedoch Babygeschrei. Mit einem Messer bewaffnet, dringt sie in die Wohnung von Minnie und Roman ein. Dort trifft sie Guy und die Castavets in einer Versammlung, welche die Geburt eines Sohnes des Satans feiert. Pathetisch proklamiert Roman den Beginn einer neuen Ära. Nicht Guy, sondern Satan sei der Vater ihres Kindes, so erklärt er Rosemarie. Diese reagiert zunächst verzweifelt. Als Roman an ihre Mutterinstinkte appelliert, nähert sie sich zögernd der schwarzverhüllten Wiege, schaut mütterlich hinein und beginnt, sie langsam zu schaukeln.

Innere Geschlossenheit war Polanskis Devise bei der Adaption des Romans. So endet der Film wie er begonnen hat: mit einem Panorama über die Dächer von New York. Dazwischen liegt ein über neun Schwangerschaftsmonate erzählter Zeit gespannter Suspense. Polanskis Inszenierung setzt dabei auf die Identifikation mit der bedrohten Protagonistin, um dem Zuschauer das typische Miterleben zu ermöglichen. Und gerade dies erschwert die genaue Zuordnung des Films in eine dramaturgische Schematik. Rosemaries Baby entspricht weder der von Kuchenbuch dargestellten Verlaufsform der Tragödie noch der Komödie. Der Suspense, die Spannung und die sich daraus ergebende psychologische Befindlichkeit von Rosemarie verhalten sich dabei genau diametral zueinander. So erreicht beispielsweise die Spannung ihren absoluten Höhepunkt, als Rosemarie ihr Baby entdeckt, sie selbst hingegen ist in diesem Moment an ihrem psychologischen Tiefpunkt angelangt. Insofern wirkt sich hier die Ambivalenz der Anleihe vom psychologisch-realistischen Thriller auch auf die dramaturgische Anlage aus. Hinzu kommt die Tatsache, daß Polanski das Ende offen läßt, der Dualismus bleibt selbst hier erhalten. Schematisch ließe sich die Dramaturgie etwa wie in Abbildung 9.1 darstellen.


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