Kirche. Das National Catholic Office for Motion Pictures (NCOMP), wie sich seit zwei
Jahren die Sittenwächter der Legion of Decency nannten, bekämpfte den Film
erbittert. Sie belegten ihn mit dem Etikett der schlimmsten Kategorie, die das
NCOMP dem Film geben konnte: »Rated C« für »condemned« - das Verdikt
absoluter »Verdammnis« – und dies nicht allein wegen einiger Nacktszenen.
Begründung: schwerwiegender sei die »Perversion fundamentaler christlicher
Glaubensvorstellungen« und die »Verhöhnung religiöser Persönlichkeiten und
Gebräuche«.20
20 Harrison Engle: »Polanski in New York.« Film Comment 5 (1968) 6; vgl. auch Leaming
1982, S. 55–56.
|
Die Paramount brach mit einem langjährigen Tabu, als sie den Film dennoch unter
ihrem Namen in die Kinos brachte. Doch erwies sich die »Verbannung« des NCOMP als
Bumerang, da zum ersten Mal eine major company wie Paramount sich nicht scheute, einen
Film mit dieser Note unter ihrem Namen zu verleihen. Damit war ein für allemal ein Tabu
gebrochen, der Einfluß der Kommission ging in der Folgezeit rapide zurück. Obendrein
stellte sich die schlagzeilenträchtige Begründung der Jury als ausgezeichnete Reklame
heraus.21
21 Visarius 1986, S. 114; vgl. auch Paul Werner: Roman Polanski. Frankfurt am Main
1981, S. 108.
|
9.2. Inhalt und Dramaturgie
Ein jungverheiratetes Paar besichtigt eine Wohnung in dem altertümlichen Bramford-Haus am
New Yorker Central Park: Rosemarie und Guy Woodhouse, letzterer ein erfolgloser
Schauspieler, der sein Geld in Werbefilmen verdient. Trotz der düster-verstaubten Atmosphäre
ist Rosemarie von der Wohnung begeistert. Wie ihr väterlicher Freund Hutch berichtet, hat das
Bramford-Haus eine zwielichtige Vergangenheit: ein Zirkel von Satansbeschwörern feierte hier
seine Riten. Ungeachtet dessen zieht das Paar in die Wohnung ein, die renoviert und neu
eingerichtet alles Beklemmende verloren hat. Der Selbstmord einer jungen Nachbarin –
Terry, die Rose im Waschkeller des Hauses kennengelernt hat – führt die Woodhouses
mit ihren Nachbarn zusammen: Roman und Minnie Castavet. Das ältere Ehepaar
hatte Terry bei sich aufgenommen. Vor allem Guy ist nach dem ersten gemeinsamen
Abendessen von den beiden angetan. Kurz darauf erhält er, nach der plötzlichen
Erblindung eines Kollegen, eine große Rolle am Broadway. Guy und Rose wollen ein
Kind haben. Guy legt den genauen Tag der Zeugung bereits vorher im Kalender fest.
Mit einem festlichen Abendessen beginnen die beiden die besagte »Baby-Nacht«.
Nach dem Genuß einer merkwürdig schmeckenden Mousse au chocolat, die Minnie
vorbeigebracht hat, erleidet Rosemarie einen Schwächeanfall. Sie fällt in einen halbwachen
»Traum«, in dem sie sich zunächst auf einer Yacht wähnt, zu der »nur Katholiken
Zutritt haben« und auf der sie sich in prominenter Gesellschaft von John F. und
Jacqueline Kennedy befindet. Dann fühlt sie sich durch einen Gang getragen, der sich zur
Sixtinischen Kapelle erweitert, in der sie die Deckengemälde Michelangelo Buonarottis
bewundern kann. In einem großen Saal wird sie zum Mittelpunkt einer Art schwarzen
Messe, an der neben anderen auch Guy, Minnie und Roman teilnehmen. Plötzlich
sieht sie sich von einem schuppigen Ungeheuer mit scharfen Krallen vergewaltigt.
Rosemarie ist schwanger; Guy will sich in ihrer Ohnmacht an ihr vergangen haben. Auf
Anraten der Castavets wechselt sie ihren bisherigen Arzt, Dr. Hill, zugunsten des
renommierten Dr. Sapirstein, der ihr statt Vitamintabletten einen von Minnie täglich
zubereiteten Kräutertrank verordnet. Zu Beginn der Schwangerschaft leidet Rosemarie unter
heftigen Schmerzen. Hutch, von dem sie sich Hilfe versprach,
|