und Thematiken unterscheiden lassen, die sich vielfach vermischen und
überschneiden: Satanskult wie in Rosemaries Baby, Hexen (Michael Reeves’ Der
Hexenjäger, 1968), Besessenheit (William Friedkins Der Exorzist, 1973), Antichrist
(Richard Donners Film Das Omen, 1975) und Geisterhaus (beispielsweise in Michael
Winners Hexensabbat, 1976). Das Wiederaufleben von Satanismus und Hexenwesen in
den sechziger Jahren – in Jugendsekten, in der Popkultur und im Gefolge der
Frauenbewegung – ist ein allgemeines Kulturphänomen in Westeuropa und vor
allem in den USA, das auch die Welle der neueren Teufels- und Hexenfilme mit
einschließt.
Von allen Regisseuren, die sowohl in Osteuropa als auch im Westen gearbeitet haben,
ist Polanski Eagles Ansicht zufolge der rätselhafteste: in drei Jahrzehnten habe er
in seinem Filmschaffen weder eine explizite Position gegenüber politischen,
sozialen noch gegenüber ideologischen Strömungen erkennen lassen, welche die
Periode des »Kalten Krieges« oder die sowjetische Herrschaft über Osteuropa
charakterisierten. Ein unvoreingenommener Zuschauer hätte Schwierigkeiten,
besonders von Polanskis späteren Filmen auf sein Heimatland Polen zu schließen.
Die Erklärung: es ist die Tendenz zur Universalität, Verallgemeinerung und
letztlich zur Allegorie, die Polanskis Filme kulturell so transparent, kosmopolitisch
macht.5
5 Herbert Eagle: »Polanski.« In: Daniel J. Goulding (Hrsg.): Five Filmmakers. Tarkovsky.
Forman. Polanski. Szabó. Makavejev. Bloomington/Indianapolis 1994, S. 92; vgl.
auch Peter Cowie: 50 Major Film-Makers. South Brunswick/New York 1975,
S. 199.
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Auch der Terminus des Autorenfilmers wird in Zusammenhang mit Polanski
nicht so häufig verwendet. Tatsächlich scheint sein Werk nicht jene Art von
thematisch-motivischer Kohärenz zu haben, obwohl man immer wieder bestimmte
stilistische Tendenzen beobachten kann. Dennoch besteht Anlaß zu der Vermutung, daß
Polanski weniger ein Autorenfilmer ist als ein Bergman, Fellini oder Tarkovsky – fast
alle seine Filmskripte entstanden in Zusammenarbeit mit anderen Autoren,
beispielsweise Jakub Goldberg und Jerzy Skolimowski bzw. Gérard Brach. Bei den
übrigen stützte sich Polanski meist auf eine literarische Vorlage, beispielsweise in
Rosemaries Baby, Macbeth und Tess. Dennoch: obwohl man in seinen Filmen
möglicherweise vergeblich nach thematischer Durchgängigkeit im Sinne des
Autorenfilms sucht, weisen seine Filme jedoch eine bevorzugte Thematik auf:
die Dominanz von Schmerz, die Austauschbarkeit von Opfer und Peiniger, die
Billigung des Bösen um der persönlichen Bereicherung oder des Vergnügens
willen, der Raub der Unschuld sowohl im übertragenen als auch wörtlichen
Sinne.6
Thematiken dieser Art bewegen sich jenseits aller internationalen wie auch kulturellen
Grenzen, jedes Publikum versteht sie – und gerade das macht Polanskis Filme so
transparent und allgemeingültig. Insofern reiht sich auch Rosemaries Baby in diese Linie
ein. Zudem nimmt Polanski mit der Thematik des Satanskultes Bezug zu einem
gesellschaftlichen Phänomen, das in den sechziger Jahren die westliche Kultur
zunehmend bewegte. Am bekanntesten wurde hier in den USA Charles Manson,
der unter dem Einfluß des Neugnostikers Aleister Crowley (1875–1947) und
anderer satanischer Gruppen Ende der sechziger Jahre die »Final Church«
gründete. Manson hielt sich für Satan
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