und Guy; die Partymusik fungiert als
angemessenes szenisches Dekor. Während Rosemarie mit heftigen Schmerzen im Bett
liegt, ertönt erneut aus dem Hintergrund »Saloon-Musik« – eine filmische Doppelung,
denn sie ist Teil eines Westerns, den Guy sich derweil im Fernsehen ansieht. Das
vorweihnachtliche New York mit seinen kitschig-süßlichen Requisiten wie schreiend
bunten Weihnachtskugeln und künstlich ausgelegtem Schnee in den Schaufenstern der
Fifth Avenue begleitet eine Weihnachtsmusik – ein musikalischer Verschnitt aus
Tanzmusik typisch amerikanischen Charakters vermischt mit Anleihen aus der
Barockmusik.
9.1. Entstehungsgeschichte und Genre
Rosemaries Baby war neben Chinatown (1974) Polanskis (*1933 in Paris) größter
kommerzieller wie auch filmkritischer Erfolg in Hollywood, der ihm eine
Oskar-Nominierung für das beste Drehbuch einbrachte. Man schrieb das Jahr
1967: Paramount-Produktionschef Bob Evans bot seinem Wunsch-Regisseur
Polanski nicht nur das Projekt Rosemaries Baby an, sondern sicherte ihm auch
weitgehend künstlerische Freiheit zu. Insofern rückte Polanski auch bei seiner ersten
Hollywood-Produktion von der für ihn bezeichnenden Arbeitsmethode des film-auteurs
nicht ab, obwohl in Hollywood im allgemeinen das Prinzip der arbeitsteiligen Produktion
vorherrscht.1
1 Karsten Visarius: »Kommentierte Filmographie.« In: Peter W. Jansen/Wolfram Schütte
(Hrsg.): Roman Polanski. Reihe Film 35. München 1986, S. 111–112; vgl. auch John
Parker: Polanski. London 1993, S. 111–136; Barbara Leaming: Polanski: His Life and
Films. London 1982, S. 51–53.
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Man befand sich in einer Zeit des allgemeinen Werteverfalls und der Neuorientierung.
Auch Hollywood suchte – weniger aus Experimentierfreude – als aus blanker Not nach
neuen Formeln. Teure Produktionen, gedreht nach bisherigen Erfolgsschemata, erwiesen
sich nun als Mega-Flops. Dagegen trafen »kleine« Filme, deren Regisseure Mut zu neuen
Themen und Formen bewiesen, immer häufiger den Nerv den Zeit. Der Geschmack des
Publikums neigte zur Avantgarde. Aus diesem Grunde holte man sich Regisseure aus
Europa wie beispielsweise einen Richardson, Antonioni oder Polanski. Hollywood
war bereit, alte Rezepte gegen neue Spielregeln einzutauschen. Basierend auf
dem gleichnamigen amerikanischen Roman-Bestseller des Broadway-Autors Ira
Levin2
2 Zu Levins Roman und der Filmadaption durch Polanski vgl. auch Stephen King:
Danse Macabre. Die Welt des Horrors in Literatur und Film. München 1981,
S. 378–392.
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gab Rosemaries Baby in den sechziger Jahren denn auch den Anstoß zu
einem neuen Filmsujet, das in den darauffolgenden 25 Jahren noch oft
wiederholt werden sollte – der Teufel als »reinste« Verkörperung des Bösen
und Antipode Gottes. Damit wurde ebenso die Endzeit des traditionellen
Katholizismus und der von ihnen mitgeprägten gesellschaftlichen Strukturen
eingeläutet.3
3 Rolf Giesen: Sagenhafte Welten. Der phantastische Film. München 1990, S. 294.
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Rosemarie Woodhouse, ausgerechnet ein streng katholisch erzogenes
Mädchen, wird – in blasphemischer Umkehrung der Marienlegende
– sozusagen zur Mutter Satans. Ein Filmsujet, bei dem sich, so
Drexler4
4 Peter Drexler: »Hexen- und Teufelsfilme: Das Omen (1975).« In: Werner
Faulstich/Helmut Korte (Hrsg.): Fischer Filmgeschichte, Bd. 4: Zwischen Tradition
und Neuorientierung, 1961–1976. Frankfurt am Main 1995, S. 277; vgl. auch
Bernhard Wenisch: Satanismus. Schwarze Messen - Dämonglaube - Hexenkulte.
Stuttgart 1988; Julian Jebb: »Polanski’s devils.« Listener 111 (1984) 35. Herbert
Eagle: »Polanski.« In: Daniel J. Goulding (Hrsg.): Five Filmmakers. Tarkovsky.
Forman. Polanski. Szabó. Makavejev. Bloomington/Indianapolis 1994, S. 92; vgl.
auch Peter Cowie: 50 Major Film-Makers. South Brunswick/New York 1975,
S. 199.
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einzelne Typen
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