Ich schlage z. B. auf den Tisch und das klingt dann wie eine Bongo. [...] Ich
habe da z. B. ein Schlagzeug, da schlage ich gegen mein Regal. Das klingt
eben, also Holz, das klingt so ruhig. Das sollte ruhig klingen. Und dann habe
ich überall ausprobiert und das aufgenommen und gemerkt, das Regal klingt
am besten. Und dann habe ich das Regal genommen (Markus U.).
Eine besondere Art, ›Naturgeräusche‹ zu gewinnen, beschreibt Stephan H. Hier liegt
eine Fehlbedienung des Tonträgers CD zugrunde:
D. [...] hatte halt so eine neu gekaufte CD. Und durch die Reibung in diesem
inneren Kreis, der die CD dann festhält, wenn man da halt versucht, wie auf
einer Platte ein bisschen zu scratchen, hat das halt so einen Ton ergeben,
irgendeinen höheren, sehr hohen Ton – jetzt nicht einzustufen in eine Tonart,
aber einfach halt irgendeinen Ton. Da haben wir ein bisschen ’rumprobiert
und fanden es supergeil. Und haben das dann aufgenommen, ein bisschen
gepitcht teilweise, ein bisschen verändert. Das ist krass, gerade durch dieses
Experimentelle, was das für einen Sound letztendlich ergibt. Wir haben das
noch nicht einmal mit einem Effekt bearbeitet, sondern fast eigentlich schon
so gelassen. Wir haben das ein bisschen geschnitten oder so. Das kann man
nicht [...] wirklich einem Instrument zuordnen. Dann entwickelt es auch
noch so eine ganz eigenartige Melodie. [...] Wir haben uns echt auch total
den Ast abgelacht. [...] Wir haben den Beat laufen lassen und haben dann in
dieser CD-Hülle ein bisschen hin und her gescratcht. (In der Hülle?) Genau,
in der Hülle. Und durch die Reibung da dran, durch die CD-Innenseite und
diese Hülle, diesen Clip da halt, wo du die CD rausmachst, diesen kleinen
Kreis, da kam dann diese Reibung zustande, dieser Ton. Und wenn man das
länger gemacht hat, dann hat sich das abgenutzt, dann ging’s nicht mehr.
Aber ganz lustig, echt! Das kam irgendwie so ganz spontan, mal ganz kurz
probiert und: Wow, da ist ja ein Ton! Man konnte das wirklich auch gezielt,
so von der Geschwindigkeit, konnte man ganz schnell machen. Das ist ja
auch am Ende [dieses Musikbeispiels], da geht es mal ganz schnell.
Strategie 5: Schräge Experimente
Als eher extremes Beispiel für das Experimentieren mit Klangquellen und deren
audiotechnischer Bearbeitung jenseits jeglicher Standards zeigt sich das ›vre‹ von
Alexander F. Mit herkömmlichen Ausdrucksformen gibt sich Alexander meist gar nicht
ab. Als Höhepunkt seines Schaffens erscheint eine als »Konzeptalbum« oder »eine Art
akustisches Hörspiel« konzipierte Sammlung von Stücken mit eher düsterem
Charakter:
Da habe ich alles gemacht: Meine Cousine angerufen und mich nicht
gemeldet. [In der Musik ruft eine verfremdete Frauenstimme: »Wer ist denn
da?«] Das ist alles ziemlich verstörend. Also Soundexperimente [...]. Hier
habe ich Didgeridoo. Das kann ich zwar nicht richtig spielen, nur so ein
bisschen [...]. Habe mir dann ’ne Loop gemacht, die ständig wiederholt
wird und dann ein bisschen selbst dazu geblasen. Und irgendein Synthie-Ton
liegt glaube ich noch drauf. Das Stück heißt »Wahnsinn 666.« Ich hatte
mir da [lacht] so eine Art Teufelsbeschwörung ausgedacht, das war so mein
Konzept [...]. Ich meine das ja nicht ernst [...]. Da habe ich ein paar Sounds
zusammengesamplet, auch mal vom Papst. Der hat mal eine Rede in Irland
gehalten und
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