Strategie 2: »Und dann habe ich noch einen sehr guten Gitarristen an der Angel
. . . «
Eine weitere Möglichkeit, an Audio-Samples zu kommen, liegt darin, sie von
befreundeten Musikern einspielen zu lassen. Roland S. beschreibt eine so gelagerte
Zusammenarbeit mit einem Gitarristen:
Das war eigentlich so, dass wir Gitarrensamples von ihm geholt haben. Wir
waren mit dem DAT-Recorder bei ihm, haben ein paar Platten aufgelegt,
und er hat dann was ihm dazu einfiel gespielt. Das ist halt ’ne Möglichkeit,
um Gitarrensamples zu bekommen. [Viel] anders machen wir es im Prinzip
auch nicht, wenn wir von einer Platte was nehmen.
Für Christian G. ist es besonders leicht, an solche ›Originalsounds‹ zu kommen, da er
durch sein Praktikum im Tonstudio hierzu genügend Gelegenheit hat:
Wenn es [bei einer der Aufnahmen] ein Live-Bass ist [d. h. ein Bass, der
nicht vom Keyboard stammt], dann ist es auch nicht direkt live eingespielt,
sondern dann sind es Sachen, die man irgendwo auch gesamplet hat [...],
Aufnahmen aus dem Studio, wo man einfach die Bass-Sachen ›klaut‹, aber
natürlich zerstückelt und nicht 1:1 übernimmt, sondern dann irgendwas
draus bastelt. Und dann hat man trotzdem den originalen Bass-Sound, den
aufgenommenen.
Was mit dem Bass geht, geht auch mit einer Gitarre:
Das zum Beispiel ist auch so eine Sache. Die Gitarre ist im Studio eingespielt.
Das habe ich einfach zerstückelt, Effekte und so Geschichten. So ein bisschen
auf funkig gemacht.
Tibor P. stellte sich selbst einmal als ›Lieferant‹ für einen Freund zur Verfügung:
Also, ein Stück vom R. F., der hat ein Stück organisiert, ein zehn, zwölf
Minuten langes Stück, so ein bisschen drum’n’bass-mäßig. Der hatte schon
einen Saxophonisten, der da drauf gespielt hat, aber er wollte mich auch noch
einmal drauf haben. Da habe ich mir das halt ins Audio-Studio eingeschliffen
und habe halt die zweite Spur halt ...Ja, zweimal das Ding durchlaufen
lassen, einmal mit Sopransaxophon dazu geblasen, zehn, zwölf Minuten, und
einmal mit dem Tenorsaxophon, zehn, zwölf Minuten. Und dann hat sich R.
hingesetzt und hat das Ganze zersäbelt und hat sich einzelne Motive, die
ich gespielt habe, [...] rausgeschnitten, die vervielfältigt und an mehreren
Punkten des Stücks eingefügt.
Für Gesangparts wird häufig auf Sängerinnen aus dem Freundeskreis zurück
gegriffen:
Zum Beispiel frage ich ’ne Freundin: [...] Ich hätte da gerne ’ne Stimme
drauf, weil das passt einfach so toll zu deiner Stimme. [Und zu einem weiteren
Musikbeispiel:] Das ist auch so eine Freundin. Einfach nur so ein Sample
genommen (Christian G.).
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