Akkordvamps, Solopassagen etc. bevorzugen Keyboarder wie Nicht-Keyboarder das
Einspielen mittels Tastatur, auch wenn es hierzu oftmals vieler Anläufe oder
nachträglicher Korrekturen bedarf oder einzelne Parts mittels copy and paste immer
wieder dupliziert werden. Der Wunsch, sofort loslegen zu können, wie auch die ohnehin
vorhandene Neigung zu improvisatorischen Vorgehensweisen, lassen das vergleichsweise
durchdachte – und damit auch langsamere – Generieren von MIDI-Events über die
Matrix-Ebene unattraktiv erscheinen:
Ich könnte ein fertiges Lied mit dem Computer erstellen, nur das ist jetzt
wiederum schwierig. Ich muss mit dem Computer jede Note setzen, mit
der Maus setzen, während ich hier mit dem Keyboard viel schneller bin
(Thomas Q.).
So überrascht es nicht, dass auch die Möglichkeit, MIDI-Events per Score-Editor, also
über die Eingabe von Notentext, zu erstellen, kaum genutzt wird. Zwar berichtet
Andreas A. vom Versuch, ein Stück von Cat Stevens durch Eingabe der aus dem
Songbook übernommenen Klavierstimme zu programmieren, um dann »selbst noch
etwas dazu zu spielen«. Das Vorgehen erwies sich aber als extrem arbeitsintensiv. Auch
der listenförmig angelegte Event-Editor spielt bei der Eingabe keine bedeutende Rolle,
wird aber gelegentlich bei zur Kontrolle von Modulations- oder Pedaleinstellungen
eingesetzt.
Editoren bei der Nachbearbeitung
Anders als analoge Aufzeichnungssysteme bietet die softwarebasierte Aufnahme eine
Vielzahl nachträglicher, auch ohne teures Studioequipment und Spezialkenntnisse
handhabbare Bearbeitungsoptionen. Nachbearbeitung wird deshalb zum wichtigen,
mitunter auch zum eigentlichen Schritt der Musikerstellung am PC. Einerseits dient sie
dazu, fehlerhafter Stellen auszubessern. Von den Möglichkeiten zur Quantisierung
rhythmischer Ungenauigkeiten und zur Korrektur falscher Noten wird auch von den
interviewten Musikern in nicht unerheblichem Ausmaß Gebrauch gemacht.
Andererseits, und hier liegt der wesentliche Punkt, bringt sie den Mixdown als Teil des
Aufnahmeprozesses hinzu. Nachbearbeitung wird zum »Band spielen« mit digitalen
Mitteln. Die – wie oben aufgezeigt – häufig experimentell zustande gekommenen
Strukturen und Arrangementteile werden hier in eine brauchbare Form gebracht. »Da
entsteht noch eine Phase, wo man mit dem Aufgenommenen herumspielen kann« (Pablo
T.). Der »Kartenhaufen« wird geordnet. Auf der MIDI-Ebene bedeutet Nachbearbeitung
die Modifizierung eingegebener Events. Dies können Noten sein, aber auch
Dynamikverläufe, rhythmische Veränderungen, Klangmodulationen, Effekte
etc.
Die bei der Eingabe festgestellte Bevorzugung grafischer Editor-Ebenen zeigt sich auch
bei der Nachbearbeitung. Naturgemäß steht der Arrange-Editor immer dann im
Vordergrund, wenn ein genereller Überblick über das Aufgenommene gebraucht
wird, wenn der grobe Songablauf strukturiert wird und z. B. längere Passagen
gelöscht, kopiert oder dupliziert werden sollen. Geht es ums Detail ist auch bei der
Nachbearbeitung der Matrix-Editor wieder der Favorit, der, je nach Softwarestruktur,
den Eingriff in Tonhöhe, Tondauer und Lautstärke oder auch weitere Parameter
ermöglicht:
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