Wenn ich zum Beispiel irgendwelche Akkordsachen eingespielt habe, dann
gehe ich gerne noch mal in diesen Matrix-Editor. Das finde ich sehr gut, wie
man mit den Balken die Längen verschieben kann, vorziehen und hin- und
herziehen (Bastian L.).
Attraktiv erscheint aber auch der von manchen Programmen angebotene Hyper-Editor:
Mit diesem Hyper-Editor [...] kann man halt ganz gute Sachen machen, da
kann ich die einzelnen Sachen alle steuern, also Modulation, Panorama usw.,
und das ist, wenn man z. B. so einen Snare-Break hat, der so langsam lauter
werden soll, was man ja im Techno recht oft hat. Da kann man das z. B.
gut mit machen, indem man die einzelnen Balken hinsetzt und dann quer so
eine Linie zeichnet, und dann werden die alle lauter. Oder wenn ich so einen
Sound habe, wo Bewegung entsteht, wenn ich hier was mache, dann mache
ich das auch da (Jan W.).
Deutlich seltener genutzt werden datenbasierte Manipulationsebenen oder die Arbeit mit
traditioneller Notation: Wird der Event-Editor, der die einzelnen MIDI-Ereignisse in
Listenform anführt und Veränderungen auf der Zahlenebene erlaubt, noch gelegentlich
zum Angleich von Velocity-Werten oder zu Controller-Einstellungen eingesetzt, so spielt
die Standardnotation auch bei der Bearbeitung eine untergeordnete Rolle. Sie wird von
einigen notenfesten Musikern als »erste Kontrolle« genutzt: »Damit überprüfe ich oft.
Da gucke ich, ob alles einigermaßen stimmt. Wenn ich dann aber etwas verändere, dann
mache ich das in einem anderen Editor« (Bastian L.). Grund hierfür ist der mangelnde
Zugang zu weitergehenden Parametern auf dieser Darstellungsebene: »Weil du vielfach
Sachen machst, die sich notenmäßig schlecht darstellen lassen« (Alexander
F.):
Beim Editieren anhand der Noten kann ich zum Beispiel schlecht erkennen,
wie die Velocity ist [...]. Und das kann ich mit dem Matrix-Editor und dem
Hyper-Editor, da sind dann so Sachen, wie Anschlagsdynamik, Aftertouch
und Pedal (Tobias B.).
Diskussion
»Ein so hochentwickeltes Wesen wie der Mensch – kompliziertes
Nervensystem, exzellente Muskulatur [...] wird darauf reduziert,
mit einem Finger auf eine Maus zu klicken.«
Brian Eno (in: Geisenhanslüke
1998, 70)
MIDI-Sequencing bringt eine Relativierung spielerischen Könnens durch die Vielfalt der
Eingabe- und Nachbearbeitungsoptionen. Das von Jerrentrupp (1993a, 31ff)
ausgemachte »Täuschungspotenzial« des MIDI-Recordings liegt darin, dass zwischen
dem erklingenden Resultat einer mittels MIDI-Programmierung gefertigten
Aufnahme und den zugrundeliegenden Entstehungsprozessen keinerlei zuordbare
Verbindung erkennbar ist, da ein und dasselbe klangliche Ergebnis mittels einer
Vielzahl unterschiedlicher Handlungsvarianten erzielt werden kann. Prinzipiell
ist
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