- 87 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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zuletzt genannten Items am besten wiedergegeben

›primacy effect‹

bei Wiedergabe nach einer Pause werden die zuerst gelernten Items besser wiedergegeben

Wortähnlichkeitseffekt

ähnlich klingende Stimuli werden nicht so gut behalten wie unterschiedlich klingende

›artikulatorische
Unterdrückung‹

gleichzeitiges Sprechen reduziert die Behaltensleistung

Die genannten Phänomene verdeutlichen die Funktionsweise der Komponenten des Arbeitsgedächtnisses. Der akustische Speicher arbeitet zügig und mit begrenzter zeitlicher Ausdehnung. Allein die Wiederholungen durch inneres Sprechen bzw. die Umformung von visuell-räumlichen Eindrücken in eine verbale Form ermöglichen den langsamen Übergang in den Langzeitspeicher. Sind die Eindrücke dort angekommen, können sie unbegrenzt lange verbleiben. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Fähigkeit zum schnellen Sprechen auch zu schnellerem ›rehearsal‹ befähigt. Denn das ›rehearsal‹ läuft ja nicht äußerlich ab, sondern nur innerlich ohne wahrnehmbaren motorischen Einsatz. Hier verschmelzen motorische Leistungen mit kognitiven Funktionen. Es sei daran erinnert, dass schon im Abschnitt 5.4.2 in der Darstellung von Spracherwerbsstörungen darauf hingewiesen wurde, dass die Probleme womöglich im Arbeitsgedächtnis verursacht sind und eben auch von sonstigen motorischen Beeinträchtigungen begleitet werden.

Dietmar Grube (1998) untersuchte, ob die phonetische Schleife neben den verbalen Stimuli auch für Zeitmuster relevant sei. Es zeigte sich, dass genau wie im Vergleich mit langen bzw. kurzen Wörtern auch Zeitmuster mit einer hohen Signaldichte innerhalb der Speicherzeit von eineinhalb bis zwei Sekunden zu einer größeren Reproduktionsleistung führten (ebd., S. 230). Diese bessere Merkleistung von Informationen mit hoher Dichte spricht für den Ablauf von automatischen Prozessen und gegen eine bewusste Enkodierung. Dazu passt der Hinweis von Marcus Hasselhorn und Ines Werner, dass die Fähigkeit des Arbeitsgedächtnisses »genetisch determiniert zu sein scheint« (Hasselhorn/Werner 2000, S. 376). Dies könnte auf das reine Volumen durchaus zutreffen. Allerdings hängt die Effektivität von Gedächtnisfunktionen auch davon ab, in wie weit es möglich ist, Verknüpfungen und Assoziationen zu schon vorhandenem Wissen herzustellen. Hier ist ein positiver Einfluss von Trainingseffekten durchaus denkbar.

Die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses scheint sowohl genetisch bestimmt als auch durch Training positiv beeinflussbar zu sein.

Das Arbeitsgedächtnis im Zusammenhang mit dem Lebensalter

Gedächtnisfunktionen stehen nicht von Lebensbeginn an zur Verfügung, sondern entwickeln sich allmählich:

Während z. B. ein vierjähriges Kind im Durchschnitt eine Ziffernspanne von 2 bis 3 Items aufweist, verdreifacht sich die durchschnittliche Ziffernspanne bis etwa zum 15. Lebensjahr. (Hasselhorn/Werner 2000, S. 366).


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