Es zeigt sich, dass die Ursachen des Stotterns in der neurologischen Bearbeitung des perzipierten bzw. generierten Sprachmaterials zu vermuten ist. Faktoren wie Angst oder Nervosität verursachen dieses Phänomen also nicht (wie lange postuliert wurde), können es aber sehr wohl verstärken. Es ist anzunehmen, dass dies auch für die koordinative Feinabstimmung im Musizieren gilt. Im Sprachbereich fällt der musikalischen Struktur des Sprechflusses eine wichtige Aufgabe zu: Betonungen dienen als wichtige Steuerungssignale. Auch in der Musikausübung zeigt die Praxis, dass eine deutliche Schwerpunktsetzung sowohl nach innen (auf die musizierende Person selbst) als auch nach außen (auf Mitspielende, Zuhörende) positiv wirkt.
5.4.2. DysphasieDer Begriff Dysphasie kennzeichnet eine Störung des Sprechvermögens, die besonders das sprachliche Regelsystem betrifft. Parallel findet der Begriff Dysgrammatismus Verwendung. Allgemein werden unter diesen Bezeichnungen Spracherwerbsstörungen bzw. Sprachauffälligkeiten von Kindern verstanden, bei denen Hörschäden, bedeutsame neurologische Schädigungen oder andere psychische Störungen ausgeschlossen werden können (vgl. Zimmer 1999, S. 25ff.). Die Symptome spiegeln einerseits eine zeitliche Verzögerung im Spracherwerb, sowie andererseits qualitative Abweichungen im Sprechvermögen. Zimmer weist darauf hin, dass die betroffenen Kinder neben ihren Sprech- und Sprachstörungen auch Probleme mit der zeitlichen Verarbeitung von außersprachlichen akustischen (also auch musikalischen oder musik-nahen) Informationen haben. Neben der Unterscheidung von Sprach- oder Tonsignalen ist dabei auch deren Reproduktion beeinträchtigt (ebd., S. 37). Auch Weinert hebt hervor, dass dysphasisch-sprachgesörte Kinder über ihre Sprachprobleme hinaus oft erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit rhythmischen Strukturen haben, d. h., dass sie Schwierigkeiten haben, sich rhythmisch zu bewegen, zu tanzen, rhythmisch zu klatschen, Lieder zu singen, rhythmische Muster zu unterscheiden und auf einer Trommel zu reproduzieren, oder ganz allgemein, unterschiedliche Klangstrukturen zu erfassen (Weinert 2000, S. 258, vgl. auch Massinger/Keilmann 2000).
Spracherwerbsstörungen in Zusammenhang mit GedächtnisfunktionenWeinert (2000) nimmt an, dass die (sprach-)rhythmischen Defizite im Arbeitsgedächtnis verursacht sind, (einer im präfrontalen Cortex lokalisierten Funktionseinheit, die im folgenden Abschnitt 5.4.3 ausführlicher beschrieben wird), genauer |