- 69 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (68)Nächste Seite (70) Letzte Seite (264)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Gehalt von Lautäußerungen Klarheit herrscht, werden deren klangliche Gestalten – oder zumindest Annäherungen daran – produziert. In diese zunächst semantisch leeren klanglichen ›Hüllen‹ wachsen inhaltlich substantielle Laut- oder Wortäußerungen allmählich hinein. Noch hinzuweisen bleibt auf die besondere Art und Weise, in der Erwachsene mit Kindern sprechen. Instinktiv werden im Umgang mit Kindern die prosodischen Merkmale hervorgehoben: Sprechen zu Kindern ist ›musikalisiertes‹ Sprechen.

Neben der grundsätzlichen Bedeutung von musikalisch-rhythmischen Merkmalen im Spracherwerbsprozess gibt es eine Reihe weiterer Erkenntnisse in Bezug auf Rhythmen im Perzeptions- oder Produktionsprozess, die für musikpädagogische Prozesse nutzbar gemacht werden können. Diese sollen hier nur stichwortartig dargestellt und an späterer Stelle (vgl. Kapitel 8) ausführlicher behandelt werden.

Rhythmus wird schon vorgeburtlich wahrgenommen – zunächst als Bewegungsrhythmus über das vestibuläre System, später auditiv.

Perzeption: Rhythmus wird noch vor dem Hören über den Gleichgewichtssinn er spürt.

Die Aufmerksamkeit der Sprachwahrnehmung erfasst zunächst ganze Sätze, später auch Phrasen, Wörter oder Phoneme.

Perzeption: vom Großen zum Kleinen.

Die (rhythmische) Sprachproduktion beginnt mit Einwortäußerungen, später werden zwei, drei und mehr Wörter miteinander verknüpft.

Produktion: vom Kleinen zum Großen.

Das Tempo von Sprachäußerungen im Kindesalter steigert sich erst allmählich.

Produktion: vom Langsamen zum Schnellen.

Zunächst werden alle Silben betont, später nur noch ausgewählte.

Produktion: von engen zu weiten Betonungsmustern.

Der Beginn der willkürlichen Sprachsteuerung liegt in der Verdoppelung bzw. Verkettung identischer Silben.

Produktion: von der Einheitlichkeit der Handlungen zur Vielfalt.

Besonders hervorzuheben ist die Mundregion: sie ist einerseits frühzeitig sensibel für sensorische Eindrücke, andererseits früh in der Lage, zu hochgradig differenzierter Steuerungsleistung (Artikulation).

Produktion/Perzeption: der Mundbereich ist frühzeitig und hochgradig entwickelt.

5.2.  Sprache und Bewegung

Sprache ist ohne Bewegung nicht denkbar, Sprache ist Bewegung. Denn einerseits wird Sprache realisiert durch Tätigkeit des Atem- und Artikulationsapparates, andererseits werden Lautäußerungen immer begleitet von Bewegungen, den Gesten. Für beide Bereiche gilt, dass sie nicht unstrukturiert ablaufen, sondern zeitlich-rhythmisch gestaltet.


Erste Seite (i) Vorherige Seite (68)Nächste Seite (70) Letzte Seite (264)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 69 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus