- 242 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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größtmögliche Stabilität, nicht Komplexität. Denkbar ist eine weitere Aufgabenstellung, bei der nun nicht mehr die Lehrkraft sondern Teilnehmende Rhythmen vorgeben, die von der Gruppe imitiert werden sollen; möglich ist auch ein Ablauf, bei dem im Kreis herum (nahtlos) jeder und jede einmal einen Rhythmus vorgibt, der von der Gruppe imitiert wird.

Durch die Ausfüllung einer Phrase mit einem Sprechvers wird deren Länge anschaulich. Musikalischen Laien ist das Prinzip von Taktarten oder Phrasenlängen in der Regel nicht klar (jedenfalls nicht im analytischen Sinne). Vielen wird eine Imitationsaufgabe trotzdem problemlos gelingen. Ist dies nicht der Fall, hilft es kaum, mit Zählzeiten und Betonungen zu argumentieren. Natürlich könnte die Lehrkraft deutlich »eins, zwei, drei, vier« skandieren, diese Lösung wirkt aber nicht besonders musikalisch. Durch den (gut betont) gesprochenen Vers dagegen wird das Prinzip Taktlänge bzw. Phrasenlänge von der Abstraktion in die Anschaulichkeit übertragen. Gleichzeitig unterstützt das Sprechen die rhythmische Tätigkeit der Hand. Auch wenn sich der Rhythmus der Spielbewegung vom Sprechrhythmus trennt, sorgt das Prinzip der Selbst-Synchronizität dafür, dass beide Rhythmen einander stützen.

Nachdem eine Vielzahl von Rhythmen einer Takt- oder Phrasenlänge erklungen ist, sollen rhythmische Muster (Ostinati) gemeinsam erklingen. Dazu beginnt die Lehrkraft (oder ein/e ausgewählte/r Teilnehmer/in) mit einem klaren rhythmischen Muster und wiederholt dies unablässig. Die Nachbarin ergänzt bald ein eigenes Muster dazu, dann der Nächste im Kreis usw. bis alle mitmachen. Wie der Abbau erfolgt, ist Verabredungssache. Stoppt die zuletzt dazu gekommene Teilnehmerin auch zuerst wieder (dann deren Nachbar usw.), hat dies den Vorteil, dass der prägnante Rhythmus des Beginns die ganze Zeit hörbar ist und Orientierungshilfe gibt. Im umgekehrten Fall, wenn der initiierende Rhythmus zuerst entfällt, können (interessante) Irritationen entstehen. Beide Vorgehensweisen haben ihren Reiz.

Die Verkettung identischer Bausteine ist ein wichtiger Weg zur Entwicklung differenzierterer Handlungsmöglichkeiten. Unterstützt durch den prägnanten grundierenden Einstiegsrhythmus sind die Teilnehmenden einerseits einzeln gefordert, andererseits durch das Mitwirken anderer geschützt. Die Tatsache, dass das Ostinato frei gewählt wird, ist einerseits eine Herausforderung (es muss sich stimmig einfügen) andererseits ein Schutz (es kann so schlicht wie nötig sein). Das in der Gruppe entstehende Geflecht einer Vielzahl von Rhythmen intensiviert die Wahrnehmung von Grundschlag, Rhythmus und Akzentuierung.

Unter dem Vorstellungsbild, dass die Steine ursprünglich am Sand- oder Felsenstrand gelegen haben und dort den Elementen ausgesetzt waren, sollen die Teilnehmenden ihren zwei Steinen nun verschiedene Klänge entlocken, indem sie diese reiben, aneinander schlagen, in den hohlen Händen schütteln oder auf noch andere Arten Geräusche erzeugen. Jede/r probiert zunächst für sich alleine, dann folgt eine Runde, in der sich verschiedene Aktionsformen zu einer Klangkette verbinden sollen. Eine Mitspielerin beginnt und deutet mimisch-gestisch an, wann ihr Klang endet und der Nachbar den Klang fortsetzt. Phasen der Überlappung sind dabei möglich, Klang-Löcher sollen dagegen nicht entstehen. Der ganze Ablauf kann unter das Motto ›Ein Tag am Felsenriff‹ o. ä. gestellt werden.


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