und
Mundbereich in der kindlichen Entwicklung früher voranschreitet als die Reifung
der Motorik von Extremitäten oder gar Fingern (vgl. Abschnitt 4.4.1). Das
Artikulationssystem vollbringt die differenzierteste menschliche Steuerungsleistung
(vgl. Abschnitt 5.2.1). Hierin liegt eine besondere Chance für den Rhythmus: noch
bevor die Handhabung von Instrumenten oder auch nur Körperperkussion gelingen kann,
ist der Mund in der Lage, zeitlich vergleichsweise akkurat zu agieren. Auch für
Erwachsene gilt, dass ein Rhythmus leichter sprechend realisiert werden kann als
klatschend oder mit einem Instrument.
TempoTrotz der begünstigten Position im zentralen Kopfbereich herrscht zu Beginn des differenzierten Sprechens ein zunächst langsames Artikulationstempo vor, das sich erst allmählich steigert. Die hohen motorischen Anforderungen des differenzierten Sprechens bedingen eine zunächst geringe Sprechgeschwindigkeit. Diese Tatsache lässt sich auf das Musizieren von Rhythmen übertragen: sowohl mit Stimme, Körperklängen oder Instrumenten verlangt das Ausführen von Rhythmen motorische Koordination. Um den Bewegungsaspekten gerecht zu werden, bietet es sich also auch in musikalischen Lernprozessen an, die Geschwindigkeit eher niedrig zu wählen bzw. bei auftretenden Problemen zu reduzieren. Auch wenn eine ausführende Person Mühe hat, innerlich zu zählen oder zu rechnen – also die Kombination verschiedener Notenwerte kognitiv noch nicht erfasst hat – ist ein langsames Tempo anzuraten.
Wenn mehr imitatives, intuitives Handeln gefragt ist, können Defizite allerdings auch dadurch verursacht sein, dass ein Rhythmus in seinem Wesen als zusammenhängende Figur, als Gestalt nicht erfasst wurde. In Betracht gezogen werden muss auch, dass das Gedächtnis nicht über unbegrenzte Speicherdauer verfügt (hier spielen auch individuelle Unterschiede eine Rolle). Eine zügigere Ausführung kann helfen, die Verbindungen innerhalb einer geschlossenen Einheit besser zu erfassen. Die so erfolgende zeitliche Komprimierung hilft auch dem Gedächtnisspeicher (vgl. Abschnitt 5.4.3).
BetonungssetzungNeben dem langsameren Sprechtempo von Kindern ist ein besonders charakteristisches Kennzeichen deren enge Betonungssetzung: jede gesprochene Silbe wird zunächst akzentuiert. Erst allmählich lernen Kinder, Betonungen so zu setzen, dass die Sprachinhalte verdeutlicht werden, diese Fähigkeit ist reifungsabhängig (vgl. Abschnitt 5.4.1). Auch wenn sich schon ungefähr im vierten Lebensjahr eine der Erwachsenensprache angenäherte Betonungsstruktur etabliert, darf dieser |