- 71 -Langdale, Mary Agnes / Macpherson, Stewart: Frühe Beiträge zum Musikhören 
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Es fällt mir schwer, genügend starke Worte zu finden, um alle Empfindungen hinsichtlich dieses jammervoll vernachlässigten Gehörbildungs-Themas auszudrücken. Es will scheinen, als habe man sehr viel Zeit gebraucht, eine Tatsache anzunehmen, die selbst so offensichtlich und sogar unumstößlich ist, wie diese: daß Musik uns über das Ohr erreicht und daß es der Höreindruck ist, der die Art des Zugriffs auf die Musik begründet. Darüber hinaus hat die Vorstellung vorgeherrscht, daß ein "Ohr für die Musik" ein reines Geschenk sei und daß der Versuch es zu entwickeln, wenn es nicht sofort evident sei, zwecklos wäre! Ich komme Tag für Tag mit zahllosen Studenten aus allen Teilen des Vereinigten Königreichs und aus den Kolonien in Berührung, und es hat sich mir mit ungewöhnlicher Kraft aufgedrängt, daß in der Regel (vielleicht dank der oben erwähnten Vorstellung) für durchschnittliche Jungen oder Mädchen während des Zeitraums größter Aufnahmebereitschaft wenig oder nichts zur Förderung des Hörens getan wird, - ich meine (grob gesagt) das Alter zwischen 7 und 14.* Diese Unterlassung wird augenscheinlich so wenig als Schranke für den musikalischen Fortschritt oder sogar für die berufliche Verfolgung der Kunst gesehen, daß ich oft - in Erwiderung der einen oder anderen diesbezüglichen Frage - in vollkommen zufriedenem und sogar fröhlichem Ton die Antwort erhielt: "O! ich muß sagen, daß mein Gehör mein schwacher Punkt ist!" Was würde man von einem Studenten der Malerei halten, der mit gleicher Nonchalance sagte, sein Auge sei seine Schwachstelle? Als Konsequenz aus diesem Mangel in der Früherziehung kommt es zu oft vor, daß wir, die wir mit der wesentlich inneren Seite der Musik umgehen

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* Beobachtungen haben gezeigt, daß es nur zwei Prozent ganz junger Kinder gänzlich an Hörfähigkeit [ear] fehlt, aber daß die Unterscheidungsfähigkeit für Klänge rapide abstirbt, wenn sie nicht systematisch geschult wird.


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