geduldet werden, - als könnte das Fehlen einer literarischen Anlage Lehrer rechtfertigen, die dabei versagen, ihren Schülern englische Lese-, Schreib- und Sprechfähigkeit zu vermitteln. Aber nicht die Musiklehrer sind dafür verantwortlich zu machen, sondern die Organisation. Würde der Englisch- oder Französischunterricht unserer Kinder auf einzelne Rezitationsstunden und die Vorbereitung von Prosa- und Gedichtabschnitten für den Vortrag eingeschränkt, würden wir kaum jemanden dafür tadeln, daß er seine Schüler nicht mit einer umfassenden allgemeinen Sprachkenntnis ausrüstet, die in Grammatik-, Lese- und Schreiblehrgängen und in späteren Studien der Literatur und höherer Formen von Prosa und Reimdichtung erworben werden sollten. Das gilt besonders für die Musik, denn die technischen Schwierigkeiten eines Instrumentalstudiums bedürfen so großer Aufmerksamkeit, daß die andere und wichtigere Arbeit leidet.

Ich möchte hier auch dem sehr üblichen Einwand der Schulbehörden begegnen, im regulären Schulablauf sei nur schwer Zeit für den Musikunterricht zu finden, der - wie sie sagen - nur zur "Abrundung" da sei. Hierauf würde ich erwidern: Wenn Musik nur als "Abrundung" betrachtet werden soll, würde ich noch weiter gehen und sofort sagen, daß kein verantwortlicher Erzieher das Recht hat, die schon in unseren Mädchenschulen dem Musikunterricht gewidmete Wochenstundenzahl für einen Gegenstand einzusetzen, der keinerlei gründliche geistige Schulung erbringt und erwarten läßt. Die Wochenstundenzahl einer normalen Schulzeit (etwa 36 in den meisten Fällen) sollte so sorgfältig verteilt werden, daß der Musikunterricht weit besser gänzlich beiseite gelassen werden sollte, wenn nicht etwas mehr angestrebt wird, als die Vervollkommnung im Singen oder im musikalischen Vortrag.