- 81 -Klußmann, Jörg: Musik im öffentlichen Raum 
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Programm im Internet als »live-stream« anbietet. Gerade für letztere Anwendungsweisen ist »streaming« natürlich prädestiniert. Radio- und Fernsehsender tun letztlich nichts anderes, als Medieninhalte zu »streamen«. Doch während der Begriff »Programm« immer auch Programmstrukturen suggeriert, finden sich solche beim Classical-Kanal kaum wieder: einziger Inhalt sind lückenlos aneinander gereihte Aufnahmen aus dem »klassischen« Repertoire (im weitesten Sinne). Wichtig ist, sich den Aspekt der technischen Übermittlung vor Augen zu führen. Kaum denkbar, dass der klassischen Musik am Hauptbahnhof eine ähnliche Wirkung unterstellt würde, wenn sie von einem Ensemble vor Ort live gespielt würde. Die Bezeichnung »music-stream« bietet sich hier also insofern an, da sie sowohl den Charakter des »Kommunikats« als unendlichen Musikfluss begreifbar macht als auch die technisch vermittelte Distanz zwischen Produzenten und Rezipienten. Erst im Kontext dieser Art von Musikvermittlung wird hier aus Werken oder Werksfragmenten der artifiziellen Musik eine funktionelle. Wie bereits erwähnt, kommen bei Muzak bestimmte Prinzipien, die lange maßgeblich waren für das Arrangement der »streams«, nicht mehr – bzw. kaum noch – zum Einsatz.66
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Vgl. Kapitel 4.3.
So gibt es zum Beispiel durchaus Wiederholungen, beim Classical-Kanal unvermeidbar, wie mir Michael Hartmann von Muzak/Deutschland erklärt67
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In einem Telefongespräch am 27.05.2003.
, da auf diesem Kanal vor allem bekanntere klassische Werke zum Einsatz kämen und das Repertoire an solchen eben begrenzt sei. Allerdings ertönen die Titel im Falle einer Wiederholung in veränderter Reihenfolge.68
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In der untersuchten Zeitspanne gibt es jedoch keine Wiederholungen.
Der Classical-Kanal erklingt nach Angaben Hartmanns (neben dem Hamburger Hauptbahnhof) typischerweise in Hotels, Restaurants und Banken, darüber hinaus auch in einem Parkhaus. Einige Kunden buchen den Kanal gezielt nur sonntags, während an den anderen Tagen ein anderer Muzak-Kanal erklingt. »Grundsätzlich – um keinen eigenen Sound zu kreieren – sind alle Interpretationen von original Orchestern gespielt«, betont Hartmann zur Beschaffenheit der einzelnen Werke des Kanals.69
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In einer E-Mail vom 11.03.04.
Die Stücke werden für das europäische Satellitenprogramm zentral in Rotterdam zusammengestellt. Zu den Gestaltungskriterien des Classical-Kanals erhielt ich leider nur folgende Auskunft:

»Seit 1934 – Gründung von MUZAK – wurden umfangreiche Forschungs-Aufträge realisiert. Diese stellen die Basis für die Gestaltung der Musikprogramme und des jahrzehntelangen Erfolges dar.«70

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Ebd.; Anm.: Der Versuch einer Kontaktaufnahme mit den Gestaltern des Programms in Rotterdam blieb leider erfolglos.

Mir wurde von Muzak eine Aufstellung über zwei Stunden aus dem Programm des Kanals übermittelt, wie es am 18.03.2003 u. a. am Hamburger Hauptbahnhof zwischen (ca.) 10 und 11 Uhr, sowie zwischen 16 und 17 Uhr zu hören war. Die Tabellen auf den Seiten 84 und 85 stellen den Versuch dar, die Muzak-Playlist übersichtlicher zu gestalten, um fehlende Angaben zu ergänzen und die enthaltenen Stücke zeitlich einzuordnen. Zunächst einige Anmerkungen zur Gestaltung der Übersicht:


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