Dies kann sich z. B. äußern durch die Bestuhlung (Platzkarten oder freie Platzwahl), die
auch das Tanzen während eines Konzertes unterbindet. In Opernauditorien und in
Konzertsälen herrscht – im Gegensatz zu vielen anderen Konzertdarbietungen –
Konsumverbot.
3. Konzertbeginn
Klassische Konzerte und Opern beginnen in der Regel pünktlich, während Rock- und
Popmusiker gerne etwas länger auf sich warten lassen. Der Auftritt der Musiker ist
begleitet von Beifall, einer ersten Vergewisserung der sozialen Kommunikation während
des Musikdarbietungsrituals. Hier zeigt sich: es hat »gefunkt«. Jetzt tritt auch erstmals
die Bekleidung der Musiker in Erscheinung, gerade bei Rock- und Popkonzerten ein
wichtiger Bestandteil des Konzertrituals.
4. Musikdarbietung
Voraussetzung hier ist das Beherrschen eines gemeinsamen Kanons von Verhaltensregeln.
Während klassischer Konzerte und Opern ist das Publikum still, Störenfriede
werden notfalls gemaßregelt (»niedergezischt «). Rösing/Barber-Kersovan: »Bei
klassischer Musik läßt die konzentrierte, mit starker Triebreduktion verbundene
Teilnahme am Konzert keine Störung durch Geräusche und Bewegungen
zu.«62
Rösing/Barber-Kersovan (1997) 141.
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Im Gegensatz dazu soll bei Rock- und Popkonzerten das Publikum (meist) gerade zum
Mitmachen in »körperbezogener Form« animiert werden.
5. Beifalls-, Missfallsbekundung
Für das Applaudieren gelten in unterschiedlichen Konzertsituationen verschiedene
Regeln. Gerade im klassischen Konzert ist eine (zumindest grobe) Kenntnis der
musikalischen Formen meist Grundvoraussetzung. So gilt es heute meistens als
unangebracht, nach Einzelsätzen einer Sinfonie zu applaudieren. Applaus in einer als
Schluss missverstandenen Pause innerhalb eines Einzelsatzes ist ein absolutes
»No-Go«. In der Oper ist dagegen ein Applaudieren, z. B. nach einer Arie, fester
Bestandteil des Konzertrituals. Bei Rock und Popkonzerten wird das Publikum oft
während der Musikdarbietung dazu animiert, mitzuklatschen. Pfeifkonzerte
gelten im klassischen Konzert als Verkündigung des Missfallens, während sie
bei Rock-/Popkonzerten meist das Gegenteil bedeuten. Höchster Ausdruck
mitvollziehender Zustimmung durch das Publikum ist hier das Stürmen der
Bühne.
6. Pause
Die Pause ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzertrituals. Die Pause gilt vor allem
der Kommunikation, aber auch der Befriedigung individueller Bedürfnisse (Verrichtung
der Notdurft, Getränkekonsum, u. U. Frisur bzw. Make-up kontrollieren, Rauchen usw.).
Gerade im »Sehen und Gesehenwerden« während der Pause treffen sich Selbstdefinition
und Gruppendefinition: hier erfolgt am stärksten der subjektive Beweis des
»Dazugehörens« zu einer bestimmten sozialen Gruppe.
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