Beifalls- bzw. Missfallskundgebung
Pause
Schlussritual
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Alltag57
Vgl. im Folgenden, wenn nicht anders angegeben, Rösing/Barber-Kersovan (1997)
138–144; z. T. mit eigenen Ergänzungen (z. B. z. Thema Programmzettel).
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Bei der näheren Beschreibung der einzelnen Phasen, die ihrerseits geprägt sind
von einzelnen rituellen Handlungsweisen, führen sie auch anschaulich einige
elementare Unterschiede zwischen den Verhaltensritualen verschiedener Arten von
Konzertdarbietungen vor Augen:
1. Allgemeine Vorbereitung
Diese Phase ist in der Regel geprägt durch eine positive Erwartungshaltung, welche oft
mit anderen geteilt wird und durch die Medien noch verstärkt werden kann. Bei
gefragten Konzerten gilt es, Karten im Vorverkauf zu erwerben. Dieser kann u.U. bereits
selbst rituelle Züge tragen, wenn hohe Preise oder eine große Nachfrage besondere
Anstrengungen verlangen, um eine Teilnahme zu sichern (z. B. Bayreuther
Festspiele).58
Rösing/Barber-Kersovan ordnen den Kartenkauf erst der nächsten Phase zu. Hier wird er
jedoch zu den allg. Vorbereitungen gerechnet, da er in der Praxis – dort wo er selbst rituelle
Züge zu entwickeln vermag – wohl meist dem Besuch der Konzertstätte vorangehen dürfte.
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Auch andere Rituale dieser Vorphase sind vertraut (z. B. das Belagern der Hotels von
Rock- und Popstars durch die Fans). Vor dem Konzertbesuch selbst steht – noch zuhause
– in der Regel das Bekleidungsritual. Das Klischee der weiblichen Konzertbesucher,
die stets zu lange zum Anziehen brauchen, ist in den Medien oft parodiert
worden.59
Beispielsweise im Loriot-Sketch: »Vor dem philharmonischen Konzert«.
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Eine »adäquate« Garderobe wird vor allem beim Besuch klassischer Konzerte
oder Opern verlangt. Eine »Inszenierung des Individuums« kann aber auch
bei anderen Konzerten eine große Rolle spielen, wenn es darum geht, die
Zugehörigkeit zu einer »Szene« zu dokumentieren. Metzger verweist auf die
Bedeutung des Fracks als »altehrwürdiges Bürgerkleid« , einem Ausdruck »genialer
Ambivalenz«.60
Dadurch, dass er in der Vergangenheit sowohl von männlichen Konzertbesuchern als
auch von den Musikern getragen wurde, dokumentiert er anschaulich die aufklärerische
Idee einer »Gleichheit unter Gleichen«, denn er macht eine Unterscheidung
der Besucher und Musiker im Foyer (in der Pause oder nach dem Konzert)
unmöglich.
2. Vor dem Konzert
Gegebenenfalls erfolgt ein Kartenkauf an der Abendkasse. Dann erkunden die
Konzertbesucher die situativen Bedingungen der Lokalität, des Konzertraumes
(Saalanordnung, Besucherzahl, Imagewirkung, Einstimmung). Bei klassischen
Konzerten, Opern oder Musicals erfolgt vorher meist noch der Erwerb von
Programmzetteln oder -heften. Die Konzerträume sind »materialisierte Bündel
sozialer Normen (. . . ), die die jeweils verfügbaren Handlungsalternativen deutlich
einschränken.«61
Endruweit, G. (Hg.):Wörterbuch der Soziologie, Stuttgart 1989, S. 524, zit. nach
Rösing/Barber-Kersovan (1997) 140.
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