In welchem Maße »Music for Airports« tatsächlich auf Flughäfen gespielt wurde, ist
nicht bekannt, zumindest einmal ist ihr Einsatz belegt: als Klanginstallation am
Berliner Flughafen Tempelhof (1996), initiiert von den »Freunden guter Musik,
Berlin«.121
Nachdem Ambient-Music in den 1980er Jahren vor allem mit »New Age« assoziiert
wurde und in diesem Rahmen vor allem als Begleitmusik der Meditation fungierte, ist sie
Anfang der 1990er im Dunstfeld von Techno (unter anderen Vorzeichen) »wieder
entdeckt« worden. Auch hier erfüllte sie zunächst »nützliche Bedürfnisse« als Musik des
»Ausklangs« von Techno-Raves. Simon Reynolds schreibt:
»By early 1992, there was a demand, among worn-out veteran ravers,
for music to accompany and enhance the comedown phase after clubbing
’n’ raving. ›That’s still the highpoint of most people’s nights‹ argues
Beckett. ›That’s when you start hearing the really interesting mindblowing
stuff. If you’re coming down off (drugs), you can get really lost in
your own thoughts and concentrate on the music, pay more attention to
detail.«122
Nahezu parallel zu diesem neu erwachten Interesse für Ambient-Music verlief die
Wiederentdeckung des »Easy-Listenings«, der Musik von Burt Bacharach, Lalo Shifrin,
Ennio Morricone oder Henry Mancini. Schon die Bezeichnung dokumentiert: der
»Nutzen« oder eine vermeintliche Anspruchslosigkeit der Musik gilt spätestens hier nicht
länger als Makel. Nicht zuletzt die verlängerte Spielzeit von CDs (bis zu 80
Minuten) im Vergleich zu Schallplatten, die es bekanntlich nach spätestens 25
Minuten umzudrehen gilt, sorgte für das Entstehen unzähliger Kompilationen
mit »Hybridmusik«, in der Einflüsse sowohl aus der Ambient-Music als auch
aus dem Easy Listening wieder zu finden sind, z. B. die »Music For Modern
Living«-Serie123
Diverse Künstler: Music for Modern Living, Lounge Records, seit 1998.
|
, oder – noch
bekannter – die »Cafe Del Mar«124
Diverse Künstler: Cafe del Mar, Flute World/Zomba, seit 1994.
|
CDs. Diese ästhetisierte Hintergrundmusik ist letztlich nichts Anderes als Musique
d’Ameublement für den Hausgebrauch. In diesem kurzen Überblick zu ästhetischen
Ansätzen von Hintergrundmusik wurden bewusst nur einige Beispiele gewählt, in
denen auch ein »nützlicher« Aspekt der Musik von Interesse ist. Weitgehend
ausgeklammert wurde der große Bereich »Klanginstallationen«. Diese bemühen sich
nicht nur um eine sinnlich erfahrbare Klangästhetik in öffentlichen Räumen,
sondern beziehen sich oft auch gezielt auf die lokalen Begebenheiten und ihre
Geschichte.125
Vgl. auch Motte-Haber (1999).
|
Man mag die Klassik-Beschallung am Hamburger Hauptbahnhof gleichfalls als Klanginstallation
deuten.126
Allerdings sollte dann konsequenterweise die Muzak-Beschallung (die an unzähligen
weiteren Orten synchron erklingt) auch in Hotels, Restaurants, Kaufhäusern, usf.
ebenfalls als Klanginstallation aufgefasst werden, was angesichts des industriellen
Charakters der Musikberieselung – auch im Vergleich mit künstlerisch motivierten
Klanginstallationen – unangebracht erscheint.
|