- 56 -Klußmann, Jörg: Musik im öffentlichen Raum 
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In welchem Maße »Music for Airports« tatsächlich auf Flughäfen gespielt wurde, ist nicht bekannt, zumindest einmal ist ihr Einsatz belegt: als Klanginstallation am Berliner Flughafen Tempelhof (1996), initiiert von den »Freunden guter Musik, Berlin«.121
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Vgl. Metzger (2001) 123.
Nachdem Ambient-Music in den 1980er Jahren vor allem mit »New Age« assoziiert wurde und in diesem Rahmen vor allem als Begleitmusik der Meditation fungierte, ist sie Anfang der 1990er im Dunstfeld von Techno (unter anderen Vorzeichen) »wieder entdeckt« worden. Auch hier erfüllte sie zunächst »nützliche Bedürfnisse« als Musik des »Ausklangs« von Techno-Raves. Simon Reynolds schreibt:

»By early 1992, there was a demand, among worn-out veteran ravers, for music to accompany and enhance the comedown phase after clubbing ’n’ raving. ›That’s still the highpoint of most people’s nights‹ argues Beckett. ›That’s when you start hearing the really interesting mindblowing stuff. If you’re coming down off (drugs), you can get really lost in your own thoughts and concentrate on the music, pay more attention to detail.«122

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Reynolds (1998) 158f.

Nahezu parallel zu diesem neu erwachten Interesse für Ambient-Music verlief die Wiederentdeckung des »Easy-Listenings«, der Musik von Burt Bacharach, Lalo Shifrin, Ennio Morricone oder Henry Mancini. Schon die Bezeichnung dokumentiert: der »Nutzen« oder eine vermeintliche Anspruchslosigkeit der Musik gilt spätestens hier nicht länger als Makel. Nicht zuletzt die verlängerte Spielzeit von CDs (bis zu 80 Minuten) im Vergleich zu Schallplatten, die es bekanntlich nach spätestens 25 Minuten umzudrehen gilt, sorgte für das Entstehen unzähliger Kompilationen mit »Hybridmusik«, in der Einflüsse sowohl aus der Ambient-Music als auch aus dem Easy Listening wieder zu finden sind, z. B. die »Music For Modern Living«-Serie123

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Diverse Künstler: Music for Modern Living, Lounge Records, seit 1998.
, oder – noch bekannter – die »Cafe Del Mar«124
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Diverse Künstler: Cafe del Mar, Flute World/Zomba, seit 1994.
CDs. Diese ästhetisierte Hintergrundmusik ist letztlich nichts Anderes als Musique d’Ameublement für den Hausgebrauch. In diesem kurzen Überblick zu ästhetischen Ansätzen von Hintergrundmusik wurden bewusst nur einige Beispiele gewählt, in denen auch ein »nützlicher« Aspekt der Musik von Interesse ist. Weitgehend ausgeklammert wurde der große Bereich »Klanginstallationen«. Diese bemühen sich nicht nur um eine sinnlich erfahrbare Klangästhetik in öffentlichen Räumen, sondern beziehen sich oft auch gezielt auf die lokalen Begebenheiten und ihre Geschichte.125
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Vgl. auch Motte-Haber (1999).
Man mag die Klassik-Beschallung am Hamburger Hauptbahnhof gleichfalls als Klanginstallation deuten.126
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Vgl. z. B. Horn (2002).
Allerdings sollte dann konsequenterweise die Muzak-Beschallung (die an unzähligen weiteren Orten synchron erklingt) auch in Hotels, Restaurants, Kaufhäusern, usf. ebenfalls als Klanginstallation aufgefasst werden, was angesichts des industriellen Charakters der Musikberieselung – auch im Vergleich mit künstlerisch motivierten Klanginstallationen – unangebracht erscheint.


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