4.6. Zusammenfassung
Zu Beginn dieses Kapitels wurden verschiedene Begriffe vorgestellt, die auf
unterschiedliche Weise Musikberieselungsphänomene bezeichnen. Am Anfang stand
Eggebrechts Begriff der »funktionalen Musik«, der sich – nicht zuletzt aufgrund
der hineingelesenen negativen Konnotationen – kaum durchgesetzt hat. In der
Tat bietet der Ausdruck als kategoriale Bezeichnung wenig Erkenntnisgewinn,
stattdessen ist zu bemerken, dass große Teile der zeitgenössischen Musikpraxis
von Funktionalität bestimmt sind. Dies liegt wohl begründet in der heutigen
medialen Verfügbarkeit von Musik selbst und schließt auch gerade privaten
Musikkonsum mit ein. Denn wer würde sich nicht für eine CD entscheiden, die auch zur
gegenwärtigen Stimmungslage passt? Solch eine »subjektive Funktionalität«
sagt aber recht wenig darüber aus, wie die Musik dann letztlich gehört wird.
Auch beim Hören als Begleitmusik z. B. beim Abwaschen sind ja Momente der
ästhetischen Erfahrung nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Der durchschnittliche
prozentuale Anteil von Konzertbesuchen am allgemeinen Musikkonsum tendiert gegen
null.127
Vgl. Bruhn/Rösing (1997) 1576.
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So wäre es vielleicht richtiger, von einer funktionalisierten Musik als einem allgemeinen
Merkmal zeitgenössischer Musikpraxis zu sprechen. Vor diesem Hintergrund ist gerade
nicht die funktionale Musik der Sonderfall, sondern die Idee einer autonomen
Musik.
Als eine Spezialform der funktionalen Musik hat sich der Begriff
»funktionelle Musik« schließlich durchgesetzt. Die funktionelle Musik
und ihr zweckrationaler Charakter wurde von den Musikwissenschaften
zu Recht geächtet, nicht zuletzt aufgrund des meist »ästhetisch miserablen
Designs«.128
Auch vor dem Hintergrund eines geänderten Angebots der beschallenden Firmen macht es Sinn, die
Bezeichnung »funktionelle Musik« als feststehenden Begriff für das Musikangebot dieser Firmen
beizubehalten.129
Zumal der Begriff von den Anbietern selbst benutzt wird.
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Denn auch eine neue »Vielfalt« im Muzak-Programm kann nicht darüber
hinwegtäuschen, dass solch eine »zentralistisch« organisierte Beschallung zu
einer (akustischen) Gleichmacherei der berieselten Orte führt. Eine neue,
ernst zu nehmende Konkurrenz für die Anbieter funktioneller Musik stellt
»streaming-media«130
aus dem Internet dar. Ebenfalls nach bestimmten Kategorien geordnet, ist hier ein
breites Musikangebot (meist) frei verfügbar. Hatten die Anbieter der funktionellen
Musik vor wenigen Jahren noch ein »Monopol« auf quasi unendlich lange, reine
Musikströme, so werden sie sich in Zukunft darum bemühen müssen, ihr eigenes
kostenpflichtiges Angebot zu rechtfertigen. Das einzige Argument, das für eine
kommerzielle funktionelle Musik spräche, könnte letztlich die Erfahrung der Firmen
auf diesem Gebiet sein. So wäre es nicht verwunderlich, wenn die vermeintlich
»wissenschaftlichen Belege« für die Effizienz der funktionellen Musik wieder
verstärkt Einzug in das Werbematerial der Firmen hielten, um Kompetenz zu
vermitteln. Von den Forschungsergebnissen zum Thema »Hintergrundmusik«
sind neben Eggebrechts drei Funktionsebenen (Kapitel 4.1) vor allem die
vielerorts beobachteten Habitualisierungseffekte interessant für den vorliegenden
Untersuchungsgegenstand.131
Bevor eine Wirksamkeit der Klassik-Beschallung
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