- 93 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Abb. 4.8: Das Analogizer-Plug-In »Magneto«


Der Grungelizer ist Bestandteil des Audio-Sequenzers Cubase VST auf der Windows Plattform. Mit Hilfe des Grungelizers läßt sich die ›saubere‹ digitale Aufnahme mit den Störgeräuschen aus der Materialität analoger Medien ›beschmutzen‹. Mit der Funktion »Crackle« simuliert der Grungelizer das Knistern und Rauschen der Grammophonplatte. Das digitale Crackle-Signal läßt sich in den standardisierten Abspielgeschwindigkeiten der Schallplatte mit den Einstellungen 33/45/78 UpM abrufen. Bei Erhöhung der Abspielgeschwindigkeit kommen die Störgeräusche entsprechend schneller und der Rauschanteil erklingt in einer höheren Frequenzlage. Aufzeichnungstechnologie als Medium (Luhmann), so wie sie in diesem Kapitel beschrieben worden ist, greift ein spezielles Equalizer-Tool des Grungelizers auf, das auch von einer kleinen Grammophondarstellung begleitet wird. Mit dem Equalizer lassen sich mit einem Schieberegler stufenlos die Frequenzbänder des Eingangssignals in den hohen und tiefen Lagen beschneiden, so daß z.B. der für das Grammophon typische Sound mit seinen Frequenzlagen im Mittenbereich simuliert werden kann. Darüber hinaus bietet der Grungelizer u.a. die Funktion »AC«, mit der sich das typische 50 Hz-Netzbrummen defekter Verstärker erzeugen läßt und eine Timeline. Mit einem Schieberegler läßt sich bei der Timeline stufenlos der Sound von »Today« bis »1900« einstellen. »Ein Gefühl wie Vinyl«119
119 Wehnhardt (1998, S. 13).
verspricht der HipHop eJay (vgl. Abbildung 4.1) der »coole Scratches für’n heißen Mix« auf die Bildschirmwelt des Computers ›zaubert‹. Formen der Aufzeichnungstechnologie und der Zeitachsenmanipulation des Tonbandes und der Schallplatte begegnen uns auf den Monitoren der Computermedien wieder.

Ein Nebenprodukt dieser Softwarekreationen sind die neuen Beobachtungsverhältnisse zweiter Ordnung, die mit den digititalen Medien auf die analogen freigegeben werden. Und weil die Beobachtung zweiter Ordnung Latenzen in Kontingenzen


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