- 94 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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verwandelt, führt die Digitaltechnik die Disponibilität von Medientechnik überhaupt vor. Im Klartext: Medientechnik wird als Material sichtbar und verfügbar.

»So zeigt sich beispielsweise an der Umwandlung von anloger in digitale Information, daß im Prozess dieser Umwandlung nicht nur sich die mediale Übertragung von der materiellen Verbindung mit ihrem ’Referenten’ löst, sondern daß diese mediale Übertragung selbst sich in ein System differentieller bzw- inter-medialer Repräsentationen zu transformieren vermag. Diese Digitale Differenz zu vormaligen Medienkonfigurationen besagt: die möglichen medialen Formen der Repräsentation sind nicht mehr nur angewiesen auf vermeintlich je medienspezifisch codierte Formen der Darstellung. Und daß bereits analoge Medien nicht oder nicht ausschließlich der Reproduktion im Sinne des schlichten Abbildens vorgegebener Inhalte fungieren, sondern als signifikante Konstruktionen ausschnitthafte Aspekte der Welt zur Erscheinung brachten, wird durch die Einsicht in die durch die Digitaltechnik hinzugewonnene Disponibilität der medialen Verwendungen nur sichtbarer.«120

120 Tholen (1997, S. 115f).

Die Digitale Differenz – und das ist für das nächste Kapitel entscheidend – liegt in den Möglichkeiten zur Verschaltung von Formen analoger Medien über die Grenzen der jeweiligen Materialität ihrer Speicherung hinaus 121

121 »Die Elektrifizierung sinnlicher Eingangsdaten durch Wandler und Sensoren erlaubte es der Unterhaltungsindustrie, analoge Speichermedien erstens aneinander und zweitens mit Übertragungsmedien zu koppeln. Der Tonfilm kombinierte optische und akustische Speicher, das Radio vor Einführung des Magnetophons übertrug im wesentlichen Schallplatten, die ersten Fernsehsysteme vor Entwicklung elektronischer Aufnahmeröhren tasteten Spielfilme ab. So bleibt der Inhalt von Unterhaltungsmedien stets ein anderes Medium, für das sie Werbung machten. Aber all diese Koppelungen bereits standardisierter Techniken, auch wenn sie ästhetische Formen von Hörspiel über die elektronische Musik bis zum Videoclip ins Leben riefen, haben ein entscheidendes Manko: Kein allgemeiner Standard regelt ihre Steuerung und wechselseitige Übersetzung. An genau dieser Leerstelle sprangen vielmehr die Helden und Heldinnen Benjamins Medientheorie ein: Cutter beim Film, Tonmeister beim Tonband mit ihrer gefeierten, aber bloß handwerklichen Montage. Dieses Menschenwerk abzuschaffen und einen allgemeinen Standard zu automatisieren, blieb der Digitaltechnik vorbehalten.« Kittler (1993a, S. 184f ).
; sie werden »ineinander transformierbar (übersetzbar, abbildbar).«122
122 Van den Boom (1991, S. 187).
Friedrich Kittler schreibt dazu: »Alle Datenströme münden in Zustände N von Turings Universaler Maschine, Zahlen und Figuren werden (der Romantik zum Trotz) Schlüssel aller Kreaturen.« 123
123 Kittler (1986, S. 33).
Daraus resultieren neue, intermediale Verhältnisse, die u.a. im folgenden Kapitel dargestellt werden sollen.


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