verwandelt, führt
die Digitaltechnik die Disponibilität von Medientechnik überhaupt vor. Im Klartext:
Medientechnik wird als Material sichtbar und verfügbar.
»So zeigt sich beispielsweise an der Umwandlung von anloger in digitale
Information, daß im Prozess dieser Umwandlung nicht nur sich die mediale
Übertragung von der materiellen Verbindung mit ihrem ’Referenten’ löst,
sondern daß diese mediale Übertragung selbst sich in ein System differentieller
bzw- inter-medialer Repräsentationen zu transformieren vermag. Diese Digitale
Differenz zu vormaligen Medienkonfigurationen besagt: die möglichen medialen
Formen der Repräsentation sind nicht mehr nur angewiesen auf vermeintlich
je medienspezifisch codierte Formen der Darstellung. Und daß bereits analoge
Medien nicht oder nicht ausschließlich der Reproduktion im Sinne des schlichten
Abbildens vorgegebener Inhalte fungieren, sondern als signifikante Konstruktionen
ausschnitthafte Aspekte der Welt zur Erscheinung brachten, wird durch die
Einsicht in die durch die Digitaltechnik hinzugewonnene Disponibilität der
medialen Verwendungen nur sichtbarer.«120
120 Tholen (1997, S. 115f).
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Die Digitale Differenz – und das ist für das nächste Kapitel
entscheidend –
liegt in den Möglichkeiten zur Verschaltung von Formen analoger Medien
über die Grenzen der jeweiligen Materialität ihrer Speicherung hinaus
121
121 »Die Elektrifizierung sinnlicher Eingangsdaten durch Wandler und Sensoren
erlaubte es der Unterhaltungsindustrie, analoge Speichermedien erstens aneinander
und zweitens mit Übertragungsmedien zu koppeln. Der Tonfilm kombinierte
optische und akustische Speicher, das Radio vor Einführung des Magnetophons
übertrug im wesentlichen Schallplatten, die ersten Fernsehsysteme vor Entwicklung
elektronischer Aufnahmeröhren tasteten Spielfilme ab. So bleibt der Inhalt von
Unterhaltungsmedien stets ein anderes Medium, für das sie Werbung machten. Aber all
diese Koppelungen bereits standardisierter Techniken, auch wenn sie ästhetische
Formen von Hörspiel über die elektronische Musik bis zum Videoclip ins Leben
riefen, haben ein entscheidendes Manko: Kein allgemeiner Standard regelt ihre
Steuerung und wechselseitige Übersetzung. An genau dieser Leerstelle sprangen
vielmehr die Helden und Heldinnen Benjamins Medientheorie ein: Cutter beim
Film, Tonmeister beim Tonband mit ihrer gefeierten, aber bloß handwerklichen
Montage. Dieses Menschenwerk abzuschaffen und einen allgemeinen Standard zu
automatisieren, blieb der Digitaltechnik vorbehalten.« Kittler (1993a, S. 184f
).
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sie werden »ineinander transformierbar (übersetzbar,
abbildbar).«122
122 Van den Boom (1991, S. 187).
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Friedrich Kittler schreibt dazu: »Alle Datenströme münden in Zustände N von Turings
Universaler Maschine, Zahlen und Figuren werden (der Romantik zum Trotz) Schlüssel aller
Kreaturen.« 123
123 Kittler (1986, S. 33).
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Daraus resultieren neue, intermediale Verhältnisse, die u.a. im folgenden Kapitel
dargestellt werden sollen.
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