Transformationen von analog zu digital zu analog durch Computertechnologie ziehen
derzeit in immer schwerer überschaubaren Ausmaßen (siehe das Phänomen Internet)
neue, intermediale Medien und Formen nach sich. Eine umfassende Darstellung der
digitalen Medien und der sich um sie gruppierenden Diskurse kann hier nicht
geleistet werden. Zur Unterstützung und Erläuterung der in diesem Abschnitt
vertretenen These einer Repositionierung analoger Formen in den digitalen Medien
sollen punktuell Ausschnitte aus den Diskursen um den Computer als Medium
dargelegt, und einige Beispiele aus dem Bereich Musik und Computer vorgestellt
werden.
Der Computer verdankt seinen Namen Alan Turings Definition von computability,
der Fähigkeit des Rechnens, die er 1936 mit der Erfindung seiner Universalen
Diskreten Maschine lieferte. Die Frühgeschichte des Computers war (wiederum) eine
Militärgeschichte. Turings Theorien zu den Techniken der (automatisierten) Berechenbarkeit
kamen erstmals im zweiten Weltkrieg bei der Kryptoanalyse analoger (deutscher)
Chiffriertechnologie (ENIGMA) zum ›Einsatz‹. Später ›dienten‹ sie u.a. der Verbesserung
der Treffsicherheit von Lenkwaffensystemen oder zur Berechnung der Druckwellen von
Atombomben.100
100 Vgl. zur Frühgeschichte des Computers: Kittler (1986, S. 352ff).
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Die Militärtechnologie »der Graben, Blitze, Sterne – Speicherung, Übertragung,
Verkabelung«101,
ist heute (in der westlichen Welt) ubiquitär. Die Hard- und Software, die mittlerweile für
den heimischen PC verfügbar ist, ist seit ca. Anfang der 1990er Jahre so leistungsfähig,
daß sich der Computer nicht mehr bloß als Rechenwerkzeug, sondern als universales
Medium begreifen lässt.
»Die digitale Computer- und Nachrichtentechnik bietet eine gemeinsame technische
Basis zur Verarbeitung völlig unterschiedlicher Medienformen wie Schrift,
Ton, Sprache, Musik und Film.«102
Digitale Differenz103
heißt seither mehr als nur das Zerhacken analoger (In-)Formationen zu Zahlenketten aus
den Ziffern Null und Eins plus computabilitiy (Turing). Die Rechenautomaten stehen für
einen Paradigmenwechsel im Maschinen- und Medienpark der Menschen. Die
Maschinen zerlegen nicht mehr länger die Welt, sondern integrieren sie in ihre
Schaltkreise.104
104 »The restructuring of human work and association was shaped by the technique of
fragmentation that is the essence of machine technology. The essence of automation
technology is the opposite. It is intergral and decentralist in depth, just as the machine
was fragmentary, centralist, and superficial in ist patterning of human relationships.«
McLuhan (1994, S. 8).
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Mit dem
Computer als Medium105
wurde das Tor zu den programmierbaren, künstlichen Welten der Simulation
aufgestoßen. Anders als bei den analogen Medien, in die sich Reales als Spur
einschreibt, repräsentiert der Computer die Realität nicht, er simuliert sie anhand von
mathematischen Modellen.
»Das synthetische Bild repräsentiert nicht das Reale, es simuliert es. Es
läßt keine optische Spur, keine Aufzeichnung irgendeiner Sache sehen, die da
gewesen und dies jetzt nicht mehr ist, sondern erzeugt ein logisch-mathematisches
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