- 88 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Eigenschaften aus der Welt der analogen Aufzeichnungstechnologie als Medium für künstlerische Formen fungieren können, zeigt sich bei ihrer Transformation in die digitalen Medien.92
92 Vgl. die Ausführungen zu dem Plug-In Grungelizer im Abschnitt 4.2. »Zur Repositionierung analoger Formen in digitalen Medien.«
4.1.3.2 Zeitachsenmanipulation als Medium

Die in diesem Kapitel beschriebenen unterschiedlichen horizontalen und vertikalen Formen der Zeitachsenmanipulationen mit/in technischen (Re-)Produktionsmedien lassen Zeitachsenmanipulation als eigenständiges Medium (Luhmann) im Medium des Recordings sichtbar werden. Zeitachsenmanipulation heißt: einen zeitseriellen Datenstrom verändern. Sowohl Schallplatte als auch Tonband leisten die Verräumlichung der Bewegung und das Isolieren der Zeit durch das Paradox der zusammengesetzten Bewegung, im Analogen aus unendlich vielen Punkten und im Digitalen aus abzählbar vielen Punkten. Dadurch werden, auf der horizontalen Achse verschiedene Formen der Bewegung möglich. Dazu gehören Dehnung (›Slow Motion‹) und Stauchung (›Micky-Maus-Effekt‹) bei einer Manipulation der Abspielgeschwindigkeit93

93 Die sich mit Joachim Paech auch als Figuren der Auflösung verstehen lassen, vgl. Abschnitt. 5.2.
oder durch das Umdrehen der Abspielrichtung entsprechende Rückwärtseffekte (›Reverse‹). Damit auch die Ordnung der Nachfolgerelationen auf der Zeitachse gezielt verändert werden kann, müssen sich Zeitpunkte auf Raumkoordinaten beziehen lassen.

»Weil die Zeit von vornherein eine Nachfolgerelation ist, alle Punkte also mit einer Kardinalzahl versehen sind, macht es Probleme, diese Ordnung so umzustoßen, wie das im Raum jedes der seit Lacan auch theoretisch so beliebten Brettspiele kann. In diesen Brettspielen dominieren bekanntlich die leeren über die vollen Plätze: Nur wenn die Spielfläche noch mindestens eine Leerstelle bietet, können Steine oder Figuren überhaupt versetzt werden. Diese Kopräsenz voller und leerer Plätze ist in der Zeit nicht gegeben. Zeitachsenmanipulation setzt also zuallerst voraus, zeitserielle Datenströme (zum Entsetzen der Philosophen) auf Raumkoordinaten beziehen zu können.«94

94 Kittler (1993, S. 183).


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