- 85 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Die Band spielt mit dem Medienmaterial, bis sie aus den lose gekoppelten Elementen auf ihrem digitalen Pro-Tools Recordingsystem Formen kondensieren, die sie anschließend mit »Massive Attack« etikettieren und marktfähig machen. Aber zurück zu den Verfahren mit analoger Aufnahmetechnik.

Dauerkopier-Verfahren
Mit dem Dauerkopierverfahren, einer Erfindung aus den Studios der elektroakustischen Avantgarde, ist eine bandtechnische Methode gemeint, mit der sich dichte Tonfelder herstellen lassen. Hans Ulrich Humpert spricht im Zusammenhang mit diesem Verfahren von »aktivierter Tonbandtechnik«.80

80 Humpert (1987, S. 69).
Es werden dabei zwei Tonbandgeräte und ein Tongenerator auf folgende Weise eingesetzt: Das Bandgerät A nimmt einen einzelnen Ton des Generators auf, der anschließend auf das Gerät B überspielt wird; dieses schickt den Ton wieder zurück an Gerät A, das gleichzeitig einen neuen Ton vom Generator aufnimmt usw. Dieses Verfahren ist ebensogut für lange Töne geeignet, die bei entsprechender Vielzahl eine Art Klangfläche bilden, wie für kurze Töne, aus denen sich eine dichte »Tonschar« (Humpert) entwickeln läßt. Es werden also immer neue Töne mit bereits aufgenommenen gemischt, wobei, anders als bei der Bandschleifentechnik (s.o.) die tontechnische Qualität kaum abnimmt.

»Besonders eindrucksvoll ist die Klangwirkung des sogenannten Stehenden Glissando, das ebenfalls mit dieser Methode realisiert wird: Ein vom Generator erzeugtes Glissando baut sich nach mehreren Überspielungs- und Aufnahme-Durchläufen als dichter, farbgeräuschhafter Klang auf, wobei sich der durch das ursprüngliche Glissando bestimmte Intervallraum mit zahllosen Einzeltönen füllt; der ganze Klang scheint schließlich zu ›stehen‹, vollführt aber eine vom Glissando herrührende innere Drehbewegung.«81

81 Ebd.

Beim Dauerkopierverfahren kommt häufig, zur besseren Synchronisierung der Bandlaufgeschwindigkeiten der beiden beteiligten Geräte, das sog. Wickel-Synchron-Verfahren (kurz: Wi-Sy-Verfahren) zum Zuge. Das Band des zweiten Gerätes läuft dabei ganz normal, während das des ersten Gerätes über eine entsprechende Umleitung ebenfalls auf die Aufwickelspule des zweiten Gerätes geführt wird.



Abb. 4.7: Wi-Sy-Verfahren


1975 erweiterte Brian Eno das Wickel-Synchron-Verfahren (mit einem Synthesizer, der über einen einfachen digitalen Sequenzer verfügte, einem Equalizer


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