4.1.2.3.1 Horizontale Zeitachsenmanipulationen Cut, Copy & Paste – Montage mit verschiedenen Schnittechniken »[Aus, T.K.] der Tätigkeit des Bandschnitts resultiert nicht nur die zeitliche
Abfolge von Klängen, durch sie kann auch der für die Klangfarbe nicht
unwichtige Einschwingvorgang (in gewissen Grenzen) bestimmt werden: ein
gerader Schnitt im Winkel von 90 Wichtige Kontrollinstrumente beim Cut & Paste mit dem Tonband sind das Zentimetermaß und die Stoppuhr. Bandstrecke und Zeit (cm/sec) lassen sich damit in ein Verhältnis zueinander setzen. Manipulationen im Medium Tonband werden somit im Schriftmedium Partitur anschreibbar; (Medien)Komposition und neue, intermediale Verhältnisse zwischen Schrift(bild)59 und Ton werden möglich.»Mit dem Bezugsmaß lassen sich [...], ausgedrückt in Bandzentimetern, rhythmische Verbindungen realisieren, die mit der traditionellen Notenschrift nicht mehr erfaßbar, geschweige denn von Instrumentalisten spielbar sind. So können durch die Aneinanderreihung kurzer, beispielsweise 1 cm langer oder noch kürzerer Bandstücke [...], die anschließend zu einer Bandschleife geklebt werden, mittels Beschleunigung neue Klangvorgänge entstehen.«60 Dieses Zitat Humperts verdeutlicht, daß die Möglichkeiten der horizontalen Zeitachsenmanipulation durch Schnitt- und Klebeoperationen61 zu neuen Klangvorgängen und damit zu medienspezifischen Phänomen in der Musik führen. Die Musik selbst wird zu einem Teil der Strategien medialer Simulationen und Täuschungen; denn: »Speichern, Löschen, Auslesen, Vorlaufen, Rückspulen, Schneiden – die Zwischenschaltung von Tonbändern in den Signalweg vom Mikrophon zur Masterplatte macht Manipulationen selber machbar.«62 Dazu gehören sowohl die Verfahren der ›montage invisible‹ als auch die Verfahren der ›montage visible‹.63 Glenn Gould |