- 75 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Der Plattenspieler wird mit Bahar unter den virtuosen Händen des DJs also zum melodiefähigen ›Musikinstrument‹.

4.1.2.  Tonband

Auch für das Tonband lassen sich, wie für die Schallplatte, spezifische medienästhetische Formen im Medium des Recordings anschreiben; Formen, bei denen »die ursprünglich re-produktive Funktion der Tonbandgeräte zu einer musikalisch-produktiven wird.«48

48 Humpert (1987, S. 64).
Der Systematik in den Beschreibungen zur Schallplatte folgend, werden auch für das Tonband zunächst die geschichtliche Entwicklung49
49 Kittler (1982); Elste (1989); Thiele (Hg.)(1993); Zander (1998); Hiebler (1998).
und die technischen Grundlagen behandelt und anschließend die Techniken der Zeitachsenmanipulationen erläutert.
4.1.2.1 Technikgeschichte des Tonbands

Das technische Verfahren der Klangaufzeichnung auf Tonband geht zurück auf die Experimente von Charles Summer im März 1881. Summer notierte, daß mit Hilfe eines Permanentmagneten eine Tinte, der Eisenpulver zugemischt ist, magnetisch gemacht werden kann. Er hatte damit den Vorgang der Magnetisierung beschrieben, Grundlage für alle Aufnahmetechnik mit dem Tonbandgerät.50

50 Vgl. Zander (1998, S. 22).
Es folgten Aufsätze und Patente zur elektromagnetischen Schallaufzeichnung und –wiedergabe, wie die von André Marie Janet (1887) und Oberlin Smith (1888). Valdemar Poulsen konnte auf der Weltausstellung im Jahr 1900 das »Telegraphon«, das erste Gerät zur Tonaufnahme und Wiedergabe auf Stahldraht (eine Pianosaite), vorführen. 1928 meldete Fritz Pfleumer (siehe Abbildung 4.2) sein Magnetbandverfahren zum Patent an. Pfleumers Schallband besteht aus einem mit Stahlpulver beschichtetem Pergamynpapier in einer Stärke von 1/40 Millimeter. Es ließ sich ohne Verlust der aufgeschriebenen Information schneiden und wieder zusammenkleben. Eine Weiterentwicklung dieses Verfahrens durch AEG und BASF war das Magnetband auf Kunststoffbasis.

Hinzu kam die Entwicklung des »Ringkopf«-Systems durch Eduard Schüller (1933). Das erste Tonbandgerät stellten 1935 AEG-Telefunken als »Magnetophon« mit der Typenbezeichung K1 auf der Berliner Funkausstellung vor. Das K1 wurde für die mobile Berichterstattung im Rundfunk verwendet und begann die bis in die dreißiger Jahre üblichen Wachsplatten oder Schallfolien (»Decelith«, 1932) allmählich zu ersetzen. Wichtige Weiterentwicklungen des Verfahrens der elekromagnetischen Tonaufzeichnung erfolgten mit der Wiederentdeckung der Rauschunterdrückung durch Vormagnetisierung (Walter Weber, 1940).51

51 19 Jahre zuvor hatten zwei Amerikaner einen Hochfrequenzzusatz zur Störunterdrückung bei der Aufzeichnung auf Stahldraht zum Patent angemeldet. Vgl. ebd.(S. 23).
Störende Hintergrundgeräusche, die vorher durch die Gleichstrom-Vormagnetisierung auftraten, konnten durch die Hochfrequenztechnik Webers so verdrängt werden, so daß 1941 die Wiedergabe einer Frequenzbandbreite von 10 kHz52
52 Kittler (1982, S. 163).
möglich war. 1966 kam

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