- 74 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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»Das Mischpult ist das eigentliche Instrument der Synthese. Es vernetzt die beiden Plattenspieler, aber auch angeschlossene Mikrophone, DAT-Geräte oder den dritten Plattenspieler.«44

44 Poschardt (1997, S. 243).

DJ-Mixer sind zumeist ausgestattet mit: einem Crossfader, mit dem sich akustische Signale zweier Kanäle behutsam ineinanderfaden lassen, Schiebereglern, mit deren Hilfe der Output einzelner Kanäle variiert werden kann, Kippschaltern (Transformer), mit denen einzelne Kanäle in Bruchteilen von Sekunden an- und ausgeschaltet werden können, einem Kopfhörerausgang, mit dem der gerade nicht aktive Kanal vorgehört werden kann und, heute bei den meisten DJ-Mixern selbstverständlich, Equalizing-Regler pro Kanalzug, mit dem das Klangbild kontrolliert werden kann. Als originäre DJ-Techniken der Echtzeitmontage lassen sich Cutting, Pitching, Mixing und Transforming nennen. Beim Cutting liegen auf beiden Plattenspielern identische Platten auf. Eine bestimmte Sequenz wird abwechselnd von einem der beiden Turntables abgespielt. Diese Sequenz kann z.B. ein Beat sein (Breakbeat). Während die DJs früher die Schallplatten nach geeigneten Songpassagen durchsuchen mußten, gibt es heute spezielle Breakbeatplatten, die mit Rapinstrumentals und Scratcheffekten das DJing erleichtern.45

45 Vgl. Bahar (1996, S. 277f).
Bevor die Schallplatte in den Mix eingespielt wird, kann ihr Tempo an die bereits laufende angeglichen werden. Dazu wird mit einem Kopfhörer der noch ausgeblendete Kanal vorgehört und mit dem Pitchregler am Plattenspieler zur laufenden Platte synchronisiert. Diesen Vorgang nennt man Pitchen. Mixing heißt, mit dem Crossfader verschiedene Elemente von einer anderen Schallplatte in den laufenden ›Track‹ hineinzumischen. Außerdem können verschiedene Übergänge zwischen zwei Tracks gestaltet werden. Dies kann, wie in der House-Music, unauffällig geschehen (›montage invisible‹, vgl. Kapitel 3.1), indem zwei synchron laufende Songs langsam ineinander übergeblendet werden. Durch Mixing können aber verschiedene Effekte des DJings in den laufenden Track eingeblendet werden. Dazu zählen etwa das Backspinning und das Scratching (s.o.), aber auch das langsame ›Auslaufenlasse‹ einer Platte oder das sog »Punch Phasing« bei dem markante Fragmente aus anderen Songs kurz eingeblendet werden.

»Man nehme einen Teil einer Platte, etwa eine Gesangs-, Bläser- oder Schlagzeugstelle, blende die kurz ein und nehme sie wieder weg. Wenn eine Platte eine Bläserstelle direkt vorm Break hat, nahm ich sie - BAM, BAM, BAM-BAM - und versuchte das vor dem Publikum.«46

46 DJ Grandmaster Flash, zitiert nach: Toop (1994, S. 99).

Transforming, und damit die letzte hier zu beschreibende Technik der Echtzeitmontage der DJs, bezeichnet das schnelle Umschalten mit dem Phono/Line-Schalter und der daraus folgenden Unterbrechung des Plattenspielersignals. Es entstehen dabei Effekte, die häufig in Soloparts der DJs vorkommen.

»Mit langangehaltenen Tönen auf Platten, die mit den Geschwindigkeits- und Pitchreglern am Plattenspieler in der Tonhöhe variiert werden können, lassen sich regelrecht Melodien erzeugen.«47

47 Vgl. Bahar (1996, S. 279).


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