›seinen‹ Mix zusammenstellen.
4.1.1.3.2 Horizontale und vertikale Zeitachsenmanipulation
DJ-Techniken der Echtzeitmontage
Die Herstellung von Loops war auch die Absicht der frühen DJs. Auch wenn sie lieber
ein echtes Schlagzeug benutzt hätten – aus Geldmangel mußten sie auf zwei
Plattenspieler und ein Mischpult zurückgreifen, um den gewünschten rhythmischen
Background für ihren Sprechgesang zu schaffen.
»Hip-hop started because muthafuckas didn’t have no money for no instruments,
so they said, fuck it, we gonna get two turntables and play records. [...] We
don’t have a drum set for the guy to rhyme over, so now we gotta go out
and look through some old records and see which ones have drum sounds on
’em. So hip-hop was based on the idea of taking somebody else’s music, and
everybody who knows hip-hop will know that. [...] I would defend it because
it’s a form of – even though, yes, we are taking a piece of somebody else’s
work
– we are altering it, chopping it, making new sounds out of it. This is the whole
thing with hip-hop.«40
40 DJ Diamond, zitiert nach: Fernando (1994, S. 223).
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Aus der Not wurde eine Tugend und die musikalische Schule des
Breakbeats.41
41 Vgl. hierzu auch den Abschnitt 2.2.5 DJ Grandmaster Flash.
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Schallplatten lassen sich, anders als Tonbänder, nicht beliebig zerschneiden und wieder
zusammenfügen. Kodwo Eshun beschreibt die aufwendigen Montagearbeiten
zu dem Song »The Adventures Of Grandmaster Flash On The Wheels Of
Steel«42
42 »Der große Hit des Jahres 1980 war Queens ›Another One Bites The Dust‹,
für das das
Riff von ›Good Times‹ noch etwas weiter von seinem Ursprung weg variiert wurde, so
daß die DJs die Gelegenheit hatten, von der einen Version zur anderen überzuwechseln.
Das gipfelte in Grandmaster Flash ›81er Herausforderung der ganzen Welt‹ ›The
Adventures Of Grandmaster Flash On The Wheels Of Steel‹ (Sugarhill): eine
umwerfende Collage aus Queen, Chic, ›8th Wonder‹ von der Sugarhill Gang, ›Birthday
Party‹ von der Furious Five Sequence, ›Monster Jam‹ von Spoonie Gee und Blondies
›Rapture‹. Darunter lag eine Disney-artige Geschichte, über deren Herkunft sich Flash
ausschweigt.« Toop (1992, S. 165).
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wie folgt:
»Während auf dem einen Deck Queens Another One Bites The Dust abgespielt
wird, beschleunigt das grollende Keuchen des Scratches die Basslinie und das
Gitarrenfeedback, das einem Flugzeug gleich abhebt. Gedämpfe Studiostimmen
jubeln über diese aufschwingende Kurve, bis der Track einen Schockschnitt
erfährt, mit dem plötzlich die Streicher von Chics Good times einsetzen, wobei
die Tempi mit einem Ruck wechseln, der das Nervensystem hell
erleuchtet.«43
Die euphorischen Momente, die Eshun bilderreich in Worte kleidet, basieren auf
einem kreativen Umgang mit Medientechnologie. Damit Flash seine Collagen
realisieren konnte, brauchte er mindestens zwei Plattenspieler und ein Mischpult.
Das Mischpult dient dem DJ bei der Echtzeitmontage als Schnittplatz und
Klebewerkzeug.
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