Abspielgeschwindigkeit ist z.B. von tragender Bedeutung
in der House-Musik, bei der häufig über einen längeren Zeitraum hinweg zwei Platten
simultan abgespielt werden. Der Direktantrieb und die robuste Bauweise des
Technics-Plattenspielers bilden die Voraussetzung für die verschiedenen DJ-Spielarten der
»Scratchadelia«21,
die u.a. im folgenden Abschnitt zu den Zeitachsenmanipulation mit der Schallplatte
beschrieben werden.
4.1.1.3 Techniken der Zeitachsenmanipulation mit der Schallplatte
In diesem Abschnitt werden Formen der Zeitachsenmanipulation im Medium
des Aufzeichnungssystems Schallplatte herausgearbeitet. Die medialen
Zeitachsenmanipulationen lassen sich in horizontale und vertikale Manipulationen
einteilen. Horizontale Zeitachsenmanipulation heißt einen zeitseriellen Datenstrom
auf seiner Zeitachse (x-Achse) zu verändern, vertikale Zeitachsenmanipulation
bezeichnet
Schichtungen, Überlagerungen, also Manipulationen an der y-Achse, die mit dem Medium
Schallplatte durch die Verschaltung von zwei oder mehr Plattenspielern mit einem
Mischpult möglich werden. Für die verschiedenen Formen der Zeitachsenmanipulation
mit der Schallplatte werden hier Beispiele unterschiedslos aus der artifiziellen und
populären Musikpraxis herangezogen.
4.1.3.1 Horizontale Zeitachsenmanipulation
Als horizontale Zeitachsenmanipulationen mit der Schallplatte werden die Manipulation
der Abspielgeschwindigkeit und der Abspielrichtung vorgestellt und die Möglichkeiten
der endlosen Wiederholung einer Sequenz mit Hilfe der geschlossenen Rille.
Abspielgeschwindigkeit
Die frühen Phonographen und Grammophone mußten mit einer Handkurbel bedient
werden. Zeitachsenmanipulation war damals daher der ständige Begleiter des
Musikgenusses. Erst Uhrwerke und später Elektromotoren halfen, das exakte
Tempo einzuhalten und brachten ›Original‹ und technisches Abbild, zumindest
hinsichtlich ihrer Abspielgeschwindigkeit zur Übereinstimmung. Mit der Befreiung des
Endkonsumenten von der Handkurbel durch Gerätetechnik wird aber gleichzeitig sein
medientechnisches Aktionspotential eingeschränkt. Friedrich Kittler kommentiert:
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