- 68 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Abb. 4.4: Stereorillen


und die empfindlichen Tonträger hervorzuheben. Der Dynamikumfang gibt den Abstand zwischen Übersteuerungsgrenze und Rauschen an. Mit der Schallplatte erreicht man lediglich einen Dynamikumfang von 45–55 Dezibel (Orchester: mehr als 80 dB). Im unteren Lautstärkebereich stößt man wegen des materialabhängigen Abtastrauschens der Plattenoberfläche an eine Grenze. Nicht-lineare Verzerrungen treten im oberen Lautstärkebereich auf, was dazu führt, daß die Toningenieure den Pegel z.B. der lautesten Orchesterpassagen herunterregeln, bevor das Signal den Schneidestichel erreicht. Der Tonträger Schallplatte ist hitzeempfindlich und muß sorgfältig behandelt werden, damit die Tonrille nicht verformt wird und neue, unerwünschte Frequenzkomponenten entstehen, wie z.B. die typischen Knackgeräusche, die aus Kratzern, Staub oder elektrostatischen Aufladungen resultieren. Eine weitere Störquelle kann sich aus der Antriebsmechanik des Plattenspielers ergeben. Tieffrequente Störgeräusche (›Rumpeln‹) können durch Unregelmäßigkeiten des Motors und anderer mechanischer Teile des Plattenspielers entstehen und durch das Tonabnehmersystem übertragen werden. Man unterscheidet beim Plattenspieler unterschiedliche Antriebsmechaniken (den Reibradantrieb, den verbreiteten Riemenantrieb und den Direktantrieb). Einen Einfluß auf die Wiedergabequalität haben außerdem die verschiedenen Tonarm- und Tonabnehmersysteme.

Seit Mitte der siebziger Jahre führen DJs destabilisierende Attacken auf die labile Wiedergabetechnik der Schallplatte und ihrer Abspielgeräte, denen nur die robustesten Apparate standhalten können. Zu ihnen gehört der Technics 1200 MK2 (1980), der von der HipHop Kultur absorbiert wurde: »The classic 1200 embodies the past, present, and future of the dj.«18

18 Roberts (1992, S. 48), zitiert nach: Poschardt (1997, S. 241).
DJs tragen »wie selbstverständlich T-Shirts, die ihren Plattenspieler zeigen, sie tragen Käppies auf denen der 1200er Schriftzug prangt oder sie drappieren ihre Plattenkiste«19
19 Poschardt (1997, S. 240).
mit dem Technics-Aufkleber. Technisch zeichnet sich der »Twelve Hundreds« insbesondere durch seinen Direktantrieb, seine robuste Bauweise und seine Präzision aus.20
20 »Im Gegensatz zu vielen seiner riemengetriebenen Kollegen arbeitet der 1200er mit einem fast reibungslosen Direktantrieb. Zwölf im Kreis angeordnete Spulen stoßen bei Stromdurchfluß den sie ringförmig umschließenden Permanentmagneten an der Unterseite des Plattentellers aus Aluminium-Spritzguß ab. Die so erzielte Drehgeschwindigkeit kontrolliert und korrigiert ein Regelquartz mit höchster Genauigkeit. Die Präzision dieser Regelung läßt minimale Gleichlaufschwankungen von nur 0,01 Prozent zu und ermöglicht so mit Hilfe der Pitcher genaues Mischen von Platten auch über längere Zeiten hinweg, eine Technik, die besonders in der House-Musik zu tragender Bedeutung gelangt. Ein weiterer Vorteil des Direktantriebs ist die extrem kurze Hochlauf- und Abbremszeit. Innerhalb von nur 0,7 Sekunden beschleunigt der 1200er auf eine Umdrehungszahl von 33,3. Außerdem ist der Direktantriebsmotor so robust konstruiert, daß er die trotz Slipmat vorhandenen Widerstände beim Scratchen aushält [...]. Der Tonarm des 1200 lagert in einer reibungsarmen Kardanaufhängung. Als Besonderheit besitzt er eine Höhenverstellung, die über einen drehbaren Ring am Tonarmsockel auf ein Präzisions-Schrägzahnrad wirkt. Dadurch läßt sich der vertikale Spurwinkel unterschiedlich hoher Tonabnehmer optimal justieren. Verbunden mit einer variablen Anti-Skating-Regelung und einer möglichen Modifizierung der Nadelauflage von null bis 2,5 Gramm kann jeder DJ die für sich individuell gewünschte Abstimmung seines ›Instruments‹ vornehmen. Scratchende DJs stellen ihren 1200 er komplett anders ein als nur mischende DJs. Besonders wichtig ist die Wahl des Soundsystems, das auf den Tonarm des Plattenspielers aufgeschraubt wird. Sowohl Gewicht als auch Konstruktionsart des Systems ermöglichen vielfältige Variationen der Einsatzmöglichkeit.« Poschardt (1997, S. 241f).
Eine präzise funktionierende

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