- 66 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Aufnahmen wurden nun massive Wachsplatten benutzt, die nach dem Bespielen durch eine Behandlung mit Graphit leitend gemacht wurden. Davon konnte anschließend in einem galvanischen Prozeß ein Kupferabzug hergestellt werden, von dem sich dann alle weiteren Platten pressen ließen. An diesem Verfahren zur Schallplattenherstellung hat sich bis heute nichts Wesentliches verändert.

4.1.1.1.2 Elektrisch-analoge Phase
1907 entwickelte Lee De Forest die »Audion-Triode«, eine steuerbare Elektronenröhre mit drei Elektroden, die niederfrequente, elektromagnetische Wellen verstärken konnte. Damit war die technische Grundlage zur Herstellung von elektroakustischen Verbundsystemen mit Verstärkern, Mikrophonen, Lautsprechern etc. geschaffen. Erste Versuche zu einem elektroakustischen Aufnahmeverfahren mit Schallplatte wurden um 1920 unternommen. Ein ausgereiftes System gelang zu Beginn des Jahres 1924 in den Bell-Laboratorien. Der dort entwickelte Apparat umfaßte ein elektromagnetisches Aufnahmesystem, einen Röhrenverstärker und einen Lautsprecher. Das Verfahren führte neben der größeren Lautstärke und Störungsfreiheit zu einer Erweiterung des Hörbereichs von bisher 168–2000 Hz auf 100–5000 Hz. Die erste LP mit 14 Minuten Spielzeit, erzielt durch eine Steigerung der Rillendichte und einer Umdrehungsgeschwindigkeit von 33 1/3 UpM, bringt RCA Victor 1931 in Amerika mit wenig Erfolg auf den Markt. Die nur mäßige Klangqualität der LP konnte 1948 durch die Schallplatte aus Vinylit-Kunststoff (durch Columbia Records) und durch die Konstruktion eines leichten Tonabnehmersystems verbessert werden. Die Spielzeit der LP erhöhte sich auf 22,5 Minuten. RCA Victor reagierte 1949 mit einem neuen Format, der Single, die mit einer Umdrehungsgeschwindigkeit von 45 UpM lief, und in Anlehnung an die Schellackplatte eine begrenztere Spielzeit zur Verfügung stellte. 1958 erschien auf dem amerikanischen Markt die erste Stereoplatte, die mit einer Doppelaufzeichnung in einer Rille funktioniert. Voraussetzung für die scharfe Trennung der Kanäle und die Ausweitung des Hörbereichs auf 20–20000 Hz war der Einsatz von Tonbändern als Mastertape.

4.1.1.2 Technische Grundlagen der Schallplatte

Aufnahme und Wiedergabe der Schallplatte17

17 Vgl. Kittler (1982); David (1988); Poschardt (1997); Enders (1997).
erfolgt bei den heute gängigen, elektromagnetischen Systemen nach dem Grundprinzip der Umwandlung von Wellenbewegungen in elektrischen Strom. Bei der Aufnahme werden Schallwellen von einem Mikrophon in elektrische Eingangssignale transformiert und anschließend verstärkt. Den Eingangssignalen analog erfolgt die Magnetisierung eines ringförmigen Systems, in das über eine rotierende Welle eine Nadel eingelassen ist. Je nach der Stärke des elektrischen Impulses kommt es zu einer Auslenkung der Nadel. Dem Eingangssignal entsprechend schneidet die Nadel die Schallwellen wellenförmig in die Schallplatte hinein. Die Schallwiedergabe erfolgt auf dem genau umgekehrten Weg. Das Wiedergabesignal (Ausgangssignal des Verstärkers) hängt dabei von der jeweiligen Stärke des Nadelausschlages ab.

Für die massenweise Reproduktion von Schallplatten wird ein sogenannter Master geschnitten, der als einmalige Vorlage dient. Das Trägermaterial ist heute zumeist


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