- 56 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Medium und Form sind relativ konstruiert. Formen können auch als Medien fungieren: »Eine Ämterorganisation kann als Form gesehen werden, aber auch als Medium, dem sich Interessen überlagern und einprägen.«144
144 Ebd.(S. 8).
Das Medium bleibt unbeobachtbar. Das Medium selbst wird erst anhand von Formbildungen erkennbar. Was das Medium und was die Form ist, kann in seinen Rollen je nach Beobachterperspektive wechseln.145
145 Vgl. Krämer (1998, S. 77).
McLuhans These, daß der Inhalt eines Mediums immer ein anderes Medium sei146
146 »The electric light is pure information. It is a medium without a message, as it were, unless it is used to spell out some verbal od or name. This fact, characteristic of all media, means the ›content‹ of any medium is always another medium. The content of writing is speech, just as the written word is the content of print, and print is the content of the telegraph. If it asked, ›What is the content of speech?‹, it is necessary to say, ›It is an actual process of thought, which is in itself nonverbal.‹« McLuhan (1994, S. 8).
, muß daher im Kontext von Luhmanns Theorie differenztheoretisch erweitert werden: Der ›Inhalt‹ eines Mediums ist immer die Form (!) eines anderen Mediums. Luhmann, der sich gegen jede

dingontologische Bestimmung des Formbegriffs wendet und die Allgemeingültigkeit eines evolutionären Stufenbaus von Medium/Form-Verhältnissen unterstreicht, illustriert sein Modell am Beispiel der Sprache:

»Im Medium der Geräusche werden durch starke Einschränkung auf kondensierbare (wiederholbare) Formen Worte gebildet, die im Medium der Sprache zur Satzbildung (und nur so: zur Kommunikation) verwendet werden können. Die Möglichkeit der Satzbildung kann ihrerseits wieder als Medium dienen – zum Beispiel für Formen, die man als Mythen, Erzählungen oder später, wenn das Ganze sich im optischen Medium der Schrift duplizieren läßt, auch als Textgattungen und als Theorien kennt.«147

147 KdG (S. 172).

Die Unterscheidung zwischen Medium und Form macht Transformationsprozesse anschreibbar. Man kann »die Dimension, die von Entropie (Chaos) zu Negentropie (Ordnung) führt als ein Steigerungsverhältnis betrachten, das unter noch zu klärenden Umständen mehr von beiden zugleich ermöglicht.«148

148 Luhmann (1986, S. 10)(Hervorhebung im Original).
Die Transformationen können bis ins Unwahrscheinliche getrieben werden – aber nur in den Grenzen, in denen die Kommunikation der Form noch gelingt. Doch zurück zur Musik: Material heißt bei Adorno: »was geformt wird«. Material ist,

»womit die Künstler schalten: was an Worten, Farben, Klängen bis hinauf zu Verbindungen jeglicher Art bis zu je entwickelten Verfahrensweisen fürs Ganze ihnen sich darbietet; insofern können auch Formen Material werden; also alles ihnen Gegenübertretende, worüber sie zu entscheiden [ent-scheiden, T.K] haben.«149

149 Adorno (1970, S. 222).

Dieser weite Materialbegriff Adornos läßt sich mit Luhmann ergänzen, denn Luhmann stellt bei aller Unterschiedlichkeit der verwendeten Materialien in der Kunst- und Kulturproduktion, die wissenschaftlichen Beobachtungen auf eine einheitliche


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