Medium und Form sind relativ konstruiert. Formen können auch als
Medien fungieren: »Eine Ämterorganisation kann als Form gesehen
werden, aber auch als Medium, dem sich Interessen überlagern und
einprägen.«144
Das Medium bleibt unbeobachtbar. Das Medium selbst wird erst
anhand von Formbildungen erkennbar. Was das Medium und was
die Form ist, kann in seinen Rollen je nach Beobachterperspektive
wechseln.145
145 Vgl. Krämer (1998, S. 77).
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McLuhans These, daß der Inhalt eines Mediums immer ein anderes Medium
sei146
146 »The electric light is pure information. It is a medium without a message, as it were,
unless it is used to spell out some verbal od or name. This fact, characteristic of all
media, means the ›content‹ of any medium is always another medium. The content of
writing is speech, just as the written word is the content of print, and print is the
content of the telegraph. If it asked, ›What is the content of speech?‹, it is necessary to
say, ›It is an actual process of thought, which is in itself nonverbal.‹« McLuhan (1994, S.
8).
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muß daher im Kontext von Luhmanns Theorie differenztheoretisch erweitert werden: Der
›Inhalt‹ eines Mediums ist immer die Form (!) eines anderen Mediums. Luhmann, der
sich gegen jede
dingontologische Bestimmung des Formbegriffs wendet und die
Allgemeingültigkeit
eines evolutionären Stufenbaus von Medium/Form-Verhältnissen unterstreicht, illustriert
sein Modell am Beispiel der Sprache:
»Im Medium der Geräusche werden durch starke Einschränkung auf kondensierbare
(wiederholbare) Formen Worte gebildet, die im Medium der Sprache zur
Satzbildung (und nur so: zur Kommunikation) verwendet werden können. Die
Möglichkeit der Satzbildung kann ihrerseits wieder als Medium dienen – zum
Beispiel für Formen, die man als Mythen, Erzählungen oder später, wenn
das Ganze sich im optischen Medium der Schrift duplizieren läßt, auch als
Textgattungen und als Theorien kennt.«147
Die Unterscheidung zwischen Medium und Form macht Transformationsprozesse
anschreibbar. Man kann »die Dimension, die von Entropie (Chaos) zu
Negentropie (Ordnung) führt als ein Steigerungsverhältnis betrachten,
das unter noch zu klärenden Umständen mehr von beiden zugleich
ermöglicht.«148
148 Luhmann (1986, S. 10)(Hervorhebung im Original).
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Die Transformationen können bis ins Unwahrscheinliche getrieben werden – aber nur
in den Grenzen, in denen die Kommunikation der Form noch gelingt. Doch
zurück zur Musik: Material heißt bei Adorno: »was geformt wird«. Material
ist,
»womit die Künstler schalten: was an Worten, Farben, Klängen bis hinauf
zu Verbindungen jeglicher Art bis zu je entwickelten Verfahrensweisen fürs
Ganze ihnen sich darbietet; insofern können auch Formen Material werden;
also alles ihnen Gegenübertretende, worüber sie zu entscheiden [ent-scheiden,
T.K] haben.«149
149 Adorno (1970, S. 222).
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Dieser weite Materialbegriff Adornos läßt sich mit Luhmann ergänzen, denn
Luhmann stellt bei aller Unterschiedlichkeit der verwendeten Materialien in der
Kunst- und Kulturproduktion, die wissenschaftlichen Beobachtungen auf eine
einheitliche
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