- 55 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (54)Nächste Seite (56) Letzte Seite (123)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Form-Seite von Medium und Form) Einheit und Differenz gleichermaßen: Form = Form/Medium. Spencer-Brown nennt das Re-Entry. Luhmann schreibt:

»daß es auf die Unterscheidung von Medium und Form ankommt; daß es sich also um zwei Seiten handelt, die nicht voneinander gelöst, nicht gegeneinander isoliert gedacht werden können. Und das führt zu der Einsicht, daß die Unterscheidung von Medium und Form selbst eine Form ist – eine Form mit zwei Seiten, die auf der einen Seite, auf der Form-Seite sich selbst enthält. Die Unterscheidung, die insofern paradox konstruiert ist, als sie vorsieht, daß die Unterscheidung in sich selbst wiedereintritt, in sich selbst auf einer ihrer Seiten wiedervorkommt.«138

138 KdG (S. 169)(Hervorhebungen im Original).

Das erklärt auch, warum Medien unbeobachtbar sind, denn »jede Unterscheidung macht sich selbst unsichtbar (und symbolisiert damit Welt), indem sie das Unterschiedene vorstellt.«139

139 Luhmann (1990c, S. 16).
Aber auch das Medium kann als Form auf der Formseite von Medium und Form wieder eintreten und damit sichtbar werden. In Bezug auf technische (Re-)Produktionsmedien in der Musik, lassen sich mediale Störgeräusche wie Plattenknistern oder Rauschen beispielhaft dafür anführen. Diese sehr abstrakten theoretischen Axiome werden an Praxisbeispielen in den folgenden Kapiteln angewandt und in Bezug auf das Thema Medienmusik dort weiter ausgeführt.
3.3.3.3 Medium und Form

Medium und Form sind reziprok veranlagt. Für ihre wechselseitige Abhängigkeit ist grundlegend, daß »ein Medium nur im Kontext der Unterscheidung von Form beobachtet werden kann.«140

140 Luhmann (1990b., S. 183ff).
Die Einheit der Differenz von Medium und Form besagt:

»Trotz aller Relativierungen bleibt jedoch die Differenz von Medium und Form als Differenz ausschlaggebend. Weder gibt es ein Medium ohne Form, noch eine Form ohne Medium. Immer geht es um eine Differenz von wechselseitiger Unabhängigkeit und wechselseitiger Abhängigkeit der Elemente; [..].«141

141 Luhmann (1986, S. 7).

Im Verhältnis von Medium und Form setzt die rigidere Form sich durch, weil sie unbeweglicher ist. Die nichtgekoppelten (bzw. schwach gekoppelten) Elemente des Mediums können dem keinen Widerstand entgegensetzen. Sie sind geradezu auf externe Determination angewiesen.142

142 Bolz schreibt dazu: »Das Medium ist auf ›externe Koordination‹ angewiesen, Heider nennt das Außenbedingtheit.« Bolz (1993a, S. 44).
Andererseits kann Form sich nur bilden, wenn ein Medium sich zur Verfügung stellt und nur, soweit dessen Elemente sich eignen. Das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Medium und Form ist weiterhin durch unterschiedliche Größenordnungen bestimmt:

»Medien bestehen immer aus sehr vielen Elementen, und zwar so vielen, daß jede Wahrnehmung und jede operative Kombination selektiv vorgehen muß. Formen dagegen reduzieren Größe auf das, was sie ordnen können.«143

143 Luhmann (1986, S. 7).


Erste Seite (i) Vorherige Seite (54)Nächste Seite (56) Letzte Seite (123)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 55 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien