Form-Seite von Medium und Form) Einheit und
Differenz gleichermaßen: Form = Form/Medium. Spencer-Brown nennt das Re-Entry.
Luhmann schreibt:
»daß es auf die Unterscheidung von Medium und Form ankommt; daß es sich
also um zwei Seiten handelt, die nicht voneinander gelöst, nicht gegeneinander
isoliert gedacht werden können. Und das führt zu der Einsicht, daß die Unterscheidung
von Medium und Form selbst eine Form ist – eine Form mit zwei Seiten, die
auf der einen Seite, auf der Form-Seite sich selbst enthält. Die Unterscheidung,
die insofern paradox konstruiert ist, als sie vorsieht, daß die Unterscheidung in
sich selbst wiedereintritt, in sich selbst auf einer ihrer Seiten
wiedervorkommt.«138
138 KdG (S. 169)(Hervorhebungen im Original).
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Das erklärt auch, warum Medien unbeobachtbar sind, denn »jede
Unterscheidung macht
sich selbst unsichtbar (und symbolisiert damit Welt), indem sie das Unterschiedene
vorstellt.«139
139 Luhmann (1990c, S. 16).
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Aber auch das Medium kann als Form auf der Formseite von Medium und Form wieder
eintreten und damit sichtbar werden. In Bezug auf technische (Re-)Produktionsmedien
in der Musik, lassen sich mediale Störgeräusche wie Plattenknistern oder Rauschen
beispielhaft dafür anführen. Diese sehr abstrakten theoretischen Axiome werden an
Praxisbeispielen in den folgenden Kapiteln angewandt und in Bezug auf das Thema
Medienmusik dort weiter ausgeführt.
3.3.3.3 Medium und Form
Medium und Form sind reziprok veranlagt. Für ihre wechselseitige
Abhängigkeit ist grundlegend,
daß »ein Medium nur im Kontext der Unterscheidung von Form beobachtet werden
kann.«140
140 Luhmann (1990b., S. 183ff).
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Die Einheit der Differenz von Medium und Form besagt:
»Trotz aller Relativierungen bleibt jedoch die Differenz von Medium und
Form als Differenz ausschlaggebend. Weder gibt es ein Medium ohne Form,
noch eine Form ohne Medium. Immer geht es um eine Differenz von wechselseitiger
Unabhängigkeit und wechselseitiger Abhängigkeit der Elemente; [..].«141
141 Luhmann (1986, S. 7).
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Im Verhältnis von Medium und Form setzt die rigidere Form sich durch, weil sie
unbeweglicher ist. Die nichtgekoppelten (bzw. schwach gekoppelten) Elemente des Mediums
können dem keinen Widerstand entgegensetzen. Sie sind geradezu auf externe Determination
angewiesen.142
142 Bolz schreibt dazu: »Das Medium ist auf ›externe Koordination‹ angewiesen,
Heider
nennt das Außenbedingtheit.« Bolz (1993a, S. 44).
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Andererseits kann Form sich nur bilden, wenn ein Medium sich zur Verfügung
stellt und nur, soweit dessen Elemente sich eignen. Das Abhängigkeitsverhältnis
zwischen Medium und Form ist weiterhin durch unterschiedliche Größenordnungen
bestimmt:
»Medien bestehen immer aus sehr vielen Elementen, und zwar so vielen, daß
jede Wahrnehmung und jede operative Kombination selektiv vorgehen muß.
Formen dagegen reduzieren Größe auf das, was sie ordnen können.«143
143 Luhmann (1986, S. 7).
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