den symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien). In der
Sekundärliteratur werden häufig handgreifliche Beispiele zum Zusammenhang zwischen
Medium und Form angeführt – was Luhmann in seinen Erklärungen aufgrund der
intendierten Überwindung der dingontologischen Vorstellung vermeidet. Peter Fuchs
verdeutlicht Medium und Form anhand von Griesbrei (Gries = Medium, Klumpen =
Form).132
Martin Seel zieht den Legobaukasten zur Exemplifikation heran.
»Medien fungieren wie Bausteine, mit denen so oder anders gebaut werden kann; als Bausteine einer bestimmten Art (als Lego-Bausteine, sagen wir) sind sie (im Baukasten) ›lose‹ miteinander verbunden und können sich zu beliebigen ›festen‹ Formen verbinden, etwa zu einer Garage für Spielzeugautos.«133 Eine zweite Ebene zum Verständnis des Formbegriffs bei Luhmann liefert der Mathematiker George Spencer-Brown mit seinen »Laws of Form«.134 Die Formenkalküle Browns sind im Kern eine ums Imaginäre erweiterte Boolsche Schaltalgebra.135 Ihr Prinzip ist die Zwei-Seiten-Form des Schalters, 1/0, Strom an/Strom aus – sprich binäre Codierung. Das Besondere dieser Schaltalgebra liegt darin, daß sie nur selbstreferentiell funktioniert, und daß sie eine Logik ist, die, einmal in Gang gesetzt, ihre eigene Entparadoxierung betreibt – was sie für die Systemtheorie Luhmanns interessant macht. Die Paradoxie, oder schlichter gesagt, der Widerspruch beginnt beim Start, der ersten Unterscheidung, die zu treffen ist, die sich selbst erfindet und sich wie Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Nichts herauszieht. Das philosophisch-theologische Problem der ersten Unterscheidung löst der Praktiker Spencer-Brown mit dem Imperativ: »Draw a distinction. Call it the first distinction.«136 und setzt damit Unterscheidung und Bezeichnung einfach voraus.»We take as given the idea of distinction and the idea of indication, and that we cannot make an indication without drawing a distinction. We take, therefore, the form of distinction as the form.«137 Weltverletzung im Imperativ; ›Unter-scheidung‹ spaltet die Welt in einen marked space und in einen unmarked space, das Bezeichnete und das Nicht-Bezeichnete, eine Innenseite und eine Außenseite oder mit Luhmann in Form und Medium. Aus der ersten Unterscheidung resultieren alle weiteren Unterscheidungen. Die Selbstentparadoxierung, das Heil, kommt durch das, was zunächst das Unheilvolle, das Verletzende war und mündet in einer kybernetischen Logik, die Luhmann im Sinne von Anschlußfähigkeit, Weiterlaufen, Autopoiesis von Sinnselektion zu Sinnselektion in seine Theorie integriert. Die Paradoxie aber ist ein ständiger Begleiter der Systemoperationen. Unterscheidungen werden ihrerseits als Paradoxien sichtbar, sobald man versucht, ihre Einheit zu beobachten, denn die Form führt ein Doppelgänger-Dasein. Sie konstituiert durch Wiedereintritt in sich selbst (auf der |