- 43 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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technische Medien an Kommunikation beteiligt? Aus medientheoretischer Perspektive lautet die Frage zu dem Problemkreis Medientechnik und Gesellschaft: Welchen Einfluß haben technische Medien auf die Ordnung des Wissens?64
64 Vgl. Abschnitt 3.2 »Medientheorie«.
Kommunikationsmedien wie z.B. die elektronischen Medien bedingen die Kopplung von z.B. Kommunikation und Bewußtsein technisch.65
65 Eine Medientheorie, die auf strukturelle Koppelung zwischen Bewußtsein und Kommunikation abhebt, schlägt Siegfried J. Schmidt vor. Vgl. u.a.: Schmidt (1998), Schmidt (1996), Schmidt (1994).
Luhmann geht davon aus, daß das technische Netz des Energieflusses sich völlig neutral zur Kommunikation verhält, »die Information wird außerhalb des technischen Netzes produziert«66
66 GdG (S. 302).
, es kann die Kommunikation lediglich durch ›Rauschen‹ stören.

»Während wir die technischen Apparaturen, die ›Materialitäten der Kommunikation‹, ihre Wichtigkeit unbenommen, aus der Operation des Kommunizierens ausschließen, weil sie nicht mitgeteilt werden, schließen wir den (verstehenden bzw. mißverstehenden) Empfang ein.«67

67 Luhmann (1995c, S. 13f).

Aufzeichnungseinrichtungen ermöglichen ein Auseinanderziehen von Mitteilung und Empfang, erlauben damit unterschiedliche Zeitdipositionen auf beiden Seiten und erleichtern damit schlicht das Zustandekommen von Kommunikation. Systemtheorie und Medientheorie sind also nur schwerlich zusammenzubringen.68

68 Vgl. auch Bolz (1993a S. 45), Krämer (1998).
Georg Christoph Tholen merkt dazu kritisch an:

»Psychische und soziale Systeme werden als Systeme bewußter Handlungen bzw. selbstreferentieller Kommunikationen immer schon vorausgesetzt, nicht aber als ihrerseits historisch variable Effekte medialer Konfigurationen untersucht.«69

69 Tholen (1997, S. 107).

Man kann bei Luhmann aber auch scheinbar medientheoretisch inspirierte Figuren lesen wie z.B., daß die markante Trennung von Realität und Repräsentation der Schrift zu einer Multiplikation der Realität als »Cliché« (Luhmann) in Film und Fernsehen, als Sekundärerfahrung mit Garantie der Originaltreue verschmilzt. Die analogen Medien machen sich zwar durch die Möglichkeiten der gezielten Montage der Manipulation der ›Realität‹ verdächtig, haben aber aufgrund ihrer Realzeitabhängigkeit einen »Glaubwürdigkeitsbonus« (Luhmann). Für Computermedien schreibt Luhmann weiter, daß mit den weltweit operierenden, konnexionistischen Netzwerken des Sammelns, Auswertens und Wiederzugänglichmachens von Daten eine folgenreiche Intensivierung und Beschleunigung von Kommunikation stattfindet.

»Es geht bei diesen ’transklassischen’ Maschinen nicht mehr nur um leistungsstarke Instrumente, obwohl sie in Verwendungskontexten so verstanden und eingesetzt werden können, sondern es geht um eine Markierung von Formen, die ein reicheres Unterscheiden und Bezeichnen ermöglichen mit derzeit unabsehbaren Konsequenzen für das Kommunikationssystem Gesellschaft.«70

70 GdG (S. 305).


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