3.3. Systemtheorie
Joachim Paech stellt seine Beschreibungen medienästhetischer Phänomene
auf
Luhmanns Konzept von Medium und Form ab. Die Unterscheidung Medium und Form
hat Luhmann mit Fritz Heider in seinen Entwurf zu einer Systemtheorie (der
Gesellschaft) eingebaut. Das dingontologische Konzept Heiders (Heider unterscheidet
zwischen Ding und Medium) ersetzt Luhmann in seiner Theorieaneignung durch ein
differenztheoretisches. Wenn wir mit Luhmann beobachten, sehen wir nicht Dinge ›an sich‹,
sondern Formen, wobei der Begriff Form synonym für Unterscheidung bzw. Differenz
steht. Wie ist das zu verstehen? Sicher nur, wenn man Luhmann folgt, der Identität und
Ontologie und damit die gängige Frage »was ist...?« mit seiner Theorie radikal
überwinden will. Luhmann ersetzt die Vorstellung von Einheit durch eine der Differenz.
Er sagt, »daß die Welt nichts ist, was aus einem Punkt heraus beschrieben werden
könnte.«58
58 Luhmann, in: Baecker (Hg.)(1987b, S. 120).
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Joachim Paech bezieht sich in seinen Essays zur Intermedialität unmittelbar auf
Luhmann. Er schreibt, »daß [...] versucht wird, Medium und Form systemtheoretisch zu
behandeln.«59
Dementsprechend soll in dem folgenden Abschnitt der sytemtheoretische Ausgangspunkt
näher erläutert werden. Dabei ist, beobachtet man Luhmanns Schreibtechnik,
vorab darauf hinzuweisen, daß Luhmanns theoretische Schriften Geburten seines
Zettelkastens60
60 Siehe Abbildung 2.1 »Meine Produktivität ist im Wesentlichen aus dem
Zettelkasten-System zu erklären.« Luhmann, in: Baecker (Hg.) (1987b, S. 142).
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sind. Er hat ca. 50.000 Zettel gesammelt und mit dynamisch wachsenden Querverweisen
versehen, so daß die Basis seiner Theorieproduktion ein nicht-lineares, »spinnenförmiges
System«61
aus Textbausteinen bildet, die Luhmann für seine Veröffentlichungen jeweils
themenbezogen montiert.
»Insofern arbeite ich wie ein Computer, der ja auch in dem Sinne kreativ
sein kann, daß er durch die Kombination eingegebener Daten neue Ergebnisse
produziert, die so nicht voraussehbar waren. Diese Technik, so glaube ich,
erklärt auch, warum ich überhaupt nicht linear denke und beim Bücherschreiben
Mühe habe, die richtige Kapitelfolge zu finden, weil eigentlich ja jedes Kapitel
in jedem anderen Kapitel wieder vorkommen müßte.«62
Die von Luhmann zur linearen Textproduktion angewandte
Hypertext-Technik63
63 Vgl. u.a. Kuhlen (1991).
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bereitet, besonders für eine kurze Zusammenfassung, mit Luhmann gesprochen,
Selektionsschwierigkeiten in Bezug auf eine sinnvolle Reduktion seines komplexen
Theoriekörpers. Diesen Schwierigkeiten zum Trotz, soll hier, auf den Zusammenhang von
Systemtheorie und Medientheorie, auf Text und Kontext der Systemtheorie und auf das
Konzept von Medium und Form näher eingegangen werden.
3.3.1. Systemtheorie und Medientechnik
Luhmanns Aussagen zur Medientechnik können nur im Kontext seiner Theorie
verstanden werden. Die Frage, von Luhmann aus gestellt, müßte lauten: Wie
sind
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