- 42 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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3.3.  Systemtheorie

Joachim Paech stellt seine Beschreibungen medienästhetischer Phänomene auf Luhmanns Konzept von Medium und Form ab. Die Unterscheidung Medium und Form hat Luhmann mit Fritz Heider in seinen Entwurf zu einer Systemtheorie (der Gesellschaft) eingebaut. Das dingontologische Konzept Heiders (Heider unterscheidet zwischen Ding und Medium) ersetzt Luhmann in seiner Theorieaneignung durch ein differenztheoretisches. Wenn wir mit Luhmann beobachten, sehen wir nicht Dinge ›an sich‹, sondern Formen, wobei der Begriff Form synonym für Unterscheidung bzw. Differenz steht. Wie ist das zu verstehen? Sicher nur, wenn man Luhmann folgt, der Identität und Ontologie und damit die gängige Frage »was ist...?« mit seiner Theorie radikal überwinden will. Luhmann ersetzt die Vorstellung von Einheit durch eine der Differenz. Er sagt, »daß die Welt nichts ist, was aus einem Punkt heraus beschrieben werden könnte.«58

58 Luhmann, in: Baecker (Hg.)(1987b, S. 120).
Joachim Paech bezieht sich in seinen Essays zur Intermedialität unmittelbar auf Luhmann. Er schreibt, »daß [...] versucht wird, Medium und Form systemtheoretisch zu behandeln.«59
59 Paech (1997, S. 335).
Dementsprechend soll in dem folgenden Abschnitt der sytemtheoretische Ausgangspunkt näher erläutert werden. Dabei ist, beobachtet man Luhmanns Schreibtechnik, vorab darauf hinzuweisen, daß Luhmanns theoretische Schriften Geburten seines Zettelkastens60
60 Siehe Abbildung 2.1 »Meine Produktivität ist im Wesentlichen aus dem Zettelkasten-System zu erklären.« Luhmann, in: Baecker (Hg.) (1987b, S. 142).
sind. Er hat ca. 50.000 Zettel gesammelt und mit dynamisch wachsenden Querverweisen versehen, so daß die Basis seiner Theorieproduktion ein nicht-lineares, »spinnenförmiges System«61
61 Ebd. (S. 143).
aus Textbausteinen bildet, die Luhmann für seine Veröffentlichungen jeweils themenbezogen montiert.

»Insofern arbeite ich wie ein Computer, der ja auch in dem Sinne kreativ sein kann, daß er durch die Kombination eingegebener Daten neue Ergebnisse produziert, die so nicht voraussehbar waren. Diese Technik, so glaube ich, erklärt auch, warum ich überhaupt nicht linear denke und beim Bücherschreiben Mühe habe, die richtige Kapitelfolge zu finden, weil eigentlich ja jedes Kapitel in jedem anderen Kapitel wieder vorkommen müßte.«62

62 Ebd. (S. 145).

Die von Luhmann zur linearen Textproduktion angewandte Hypertext-Technik63

63 Vgl. u.a. Kuhlen (1991).
bereitet, besonders für eine kurze Zusammenfassung, mit Luhmann gesprochen, Selektionsschwierigkeiten in Bezug auf eine sinnvolle Reduktion seines komplexen Theoriekörpers. Diesen Schwierigkeiten zum Trotz, soll hier, auf den Zusammenhang von Systemtheorie und Medientheorie, auf Text und Kontext der Systemtheorie und auf das Konzept von Medium und Form näher eingegangen werden.

3.3.1.  Systemtheorie und Medientechnik

Luhmanns Aussagen zur Medientechnik können nur im Kontext seiner Theorie verstanden werden. Die Frage, von Luhmann aus gestellt, müßte lauten: Wie sind


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