- 41 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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sie sich zunächst an älteren Medien orientieren, bevor sie sich am Maßstab der eigenen technologischen Möglichkeiten messen. Schließlich nehmen die neuen Medien dieses ursprüngliche Abhängigkeitsverhältnis in eigene Regie und funktionieren als Medien von Medien. Der Inhalt eines Mediums ist immer ein anderes Medium. Und es ist einer der wichtigsten Effekte des Inhalts, vom Medium abzulenken.«52
52 Ebd. (S. 111).

Die Beobachtungsperspektive dieses Textes knüpft daran mit der These an, daß im ›neuen‹ Metamedium Computer sich die ›alten‹ Medien Schallplatte und Tonband repositionieren und damit neu sichtbar werden. Diesem Stand der Medientheorie fügt Joachim Paech am Beispiel von Fotografie und Film das bei Niklas Luhmann entliehene Beobachtungsschema von Medium und Form bei. Medien ›an sich‹ sind nicht beobachtbar. Sie treten ausschließlich – und das ist eine erste originär systemtheoretische Einsicht und eine wichtige Verbindung von Medientheorie und Systemtheorie – anhand von Formen in Erscheinung.53

53 Vgl. dazu auch Abschnitt 3.3.4 »Medium und Form«.
Luhmann schreibt:

»Wer Formen beobachtet, beobachtet mithin Beobachter, und dies in dem strengeren Sinne, daß er sich nicht für ihre Materialität, ihre Motive, ihre Erwartungen oder ihre Äußerungen interessiert, sondern streng und ausschließlich für ihren Unterscheidungsgebrauch.«54

54 KdG (S. 111).

Die Beobachtung der sich hinter ihren Inhalten verbergenden Medien, und damit die Beobachtung von Latenzen, gelingt durch Perspektivenwechsel. Die Perspektive macht den Beobachter sichtbar – und zwar gerade in dem Punkte, in dem er für sich selbst unsichtbar ist. Beobachtet werden mithin im Modus des Beobachters zweiter Ordnung Medien, die (als Formen) in anderen Medien erscheinen. Medien »figurieren«55

55 Paech (1997, S. 333).
(Paech) z.B. als Figuren der Intermedialität.56
56 Vgl. hierzu Kaitel 5 Formen der Medialisierung.
In einem neuen Medium werden dabei alte Medien aufgelöst, was sowohl in Prozessen der Medialisierung als auch der Mediatisierung57
57 Hans Ulrich Reck schreibt zu der Unterscheidung Medialisierung/Mediatisierung (in voller Länge): »Medialität ist die Kategorie der ästhetischen Repräsentation fiktionaler Vermittlung, Einsicht in die ästhetische Konstruktion bloß virtueller Bezeichnungen. [...] Jede Konstruktion von Darstellungen, Erkenntnissen und Erfahrungen, von Symbolisierungsprozessen aller Art beinhaltet Techniken und Formen der Medialisierung und ist gleichzeitig eingebunden in das signifikative System der Mediatisierung. Mediatisierung beschreibt die semiotische Dimension des Prozesses der Gewinnung kommunizierbarer Symbole, die sowohl Bedeutungs- wie Orientierungsfunktion haben, sich also auf die Konstruktion einer Wirklichkeitssemantik und auf die Ikonizizät plausibler Erfahrungsdeutungen abstützen, um zuletzt, es läßt sich leicht einsehen, auf eine möglichst unverbrüchliche Synthese dieser beiden Bezüge hinzuwirken. Medialisierung beschreibt die technisch-apparative Dimension dieses Vorgangs. Daraus folgt, daß Medientheorie ihren Gegenstand nicht im Feld der poetischen Selektivitäten, der Komplexität der Codes oder Referenz-Macht der Rhetoriken hat, sondern in den je aktualisierenden Dominanzen der Zugriffe auf die wesentlichen Darstellungsweisen einer bestimmten Kultur (oder einer bestimmten ihrer Epochen).« Reck (1994, S. 16).
vollzogen werden kann (siehe dazu Kapitel 5). Zunächst aber muß das Handwerkszeug, das im Kontext der Systemtheorie grundlegend differenztheoretisch angelegte Beobachtungskonzept Medium und Form, ausführlich vorgestellt werden.


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