- 40 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (39)Nächste Seite (41) Letzte Seite (123)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

sind, steht quer zu unserer Alltagserfahrung, denn: »Technische Medien machen Zaubern alltäglich.«43
43 Kittler (1982, S. 58).
Sybille Krämer schreibt mit Marshall McLuhan44
44 »[...] it is the medium that shapes and controls the scale and form of human association and action. The content or uses of such media are as diverse as they are ineffectual in shaping the form of human association. Indeed, it is only too typical that the ›content‹ of any medium blinds us to the character of the medium.« McLuhan (1994, S. 9).
:

»Medien wirken wie Fensterscheiben: Sie werden ihrer Aufgabe um so besser gerecht, je durchsichtiger sie bleiben, je unauffälliger sie unterhalb der Schwelle unserer Aufmerksamkeit verharren. Nur im Rauschen, das aber ist in der Störung oder gar im Zusammenbrechen ihres reibungslosen Dienstes, bringt das Medium selbst sich in Erinnerung. Die unverzerrte Botschaft hingegen macht das Medium nahezu unsichtbar. Medien – so können wir das kulturelle Schema im Umgang mit Medien charakterisieren – bleiben der blinde Fleck im Mediengebrauch45

45 Krämer (1998, S. 74).

Bewußtseinszustände sind medial geprägt. Medien sind die zweite Natur (Benjamin) unserer Wahrnehmung. Gleiches gilt auch bei der Produktion von Medienmusik: »Die Platten laufen und laufen, bis die phonographische Einschreibung in eine hirnphysiologische umschlägt.«46

46 Kittler (1986, S. 126).
Die Apparate werden vom jeweiligen Musiker-Bewußtsein absorbiert.47
47 Vgl. Abschnitt 2.2.2 zu Pierre Schaeffer.

»Die Turntables auf dem Technics-Deck werden zur Subjektivitätsmaschine, die Stereophonie erzeugt ein Hifibewußtsein des Kopfes, vollkommen getunet und eingeschaltet vom vorgefundenen Lärm der Vinyl-Degeneration, die Scratches, Knistern, Fuzz, Zischen und Statik als Leadinstrumente wahrnimmt. Der Hip Hop Fanatiker lebt in der 12inch, gleitet über die Oberfläche des Covers, schrumpft, bis er dieselbe Größe wie eine Nadel hat, die die Umdrehungen des Geistes aufzeichnet.«48

48 Eshun (1999, S. 16) (Hervorhebungen im Original).

Die »Dazwischenkunft des Medialen«49

49 Tholen (1997, S. 103).
eröffnet das Hörbare oder Zeigbare rahmensetzend, indem es sich diesem Rahmen entzieht. Dieser paradox anmutende Befund »einer chiastischen Verkreuzung von Sichtbarem und Unsichtbarem«50
50 Ebd.
führt letztlich in ein Beobachtungsdilemma, das nur auf der nächsthöheren medialen Stufe überwunden werden kann. Norbert Bolz schreibt,

»daß die Medien, die eine Epoche prägen, in dieser nicht beobachtet werden können – sie sind je unhintergehbar. Deshalb fungieren Medienmetaphern als Schablonen der Weltwahrnehmung.«51

51 Bolz (1993a, S. 35).

»Die Effekte eines Mediums sind völlig unabhängig vom Programm. Mit dieser Einsicht hat Marshall McLuhan den Gegenpol zu qualitativen Inhaltsanalyse markiert. Bei der Evolution neuer Medien ist immer zu beobachten, daß


Erste Seite (i) Vorherige Seite (39)Nächste Seite (41) Letzte Seite (123)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 40 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien