- 35 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Meyer (wie auch bei Klaus Schöning) dabei nicht mehr zu einer Musik, sondern zu einer »Akustischen Kunst«.17
17 Vgl. zum Begriff »Akustische Kunst« auch Schöning (1996).

»[Es, T.K.] sind eine Reihe von Werken der Akustischen Kunst nach einer Lektüre anderer Medien entstanden. Sie verorten sich historisch innerhalb der traditionellen Grenzen der Repräsentation, nicht selten um diese von Innen heraus zu dekonstruieren. Medientransformation kann sowohl Dekonstruktion sein als auch Vitalisierung und Dynamisierung des von anderen Autoren, Komponisten, Künstlern zuvor geschriebenen, das weiter- und umgeschrieben wird. [...] Bei diesen Transformationen wird weniger das im Medium Gesagte als das dort Ungesagte verfolgt und mit einem neuen medienspezifischen Vokabular zur Sprache einer Akustischen Kunst gebracht.«18

18 Meyer (1997).

Eine systemtheoretisch inspirierte Untersuchung von medienästhetischen Phänomenen in der Musik, wie sie diese Arbeit versucht, wird in den Musikwissenschaften bis dato nicht geführt.19

19 Autoren, die, über Niklas Luhmanns kurze und in seinen Schriften verstreuten Kommentare zur Musik hinaus, eine Verbindung zwischen Systemtheorie und Musik herstellen, lassen sich an einer Hand abzählen. Nach den Erkenntnismöglichkeiten, insbesondere für die Musiksoziologie und die Musikästhetik, durch einen Theorietransfer von Luhmanns Konzept autopoietisch operierender Systeme fragen, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, folgende Aufsätze: Fuchs, Peter, »Vom Zeitzauber der Musik – eine Diskussionsanregung«, in: Baecker (Hg.) (1987a); Fuchs (1996); Fuchs (1992); Tadday (1997); und im Anschluß an Peter Fuchs: Mahrenholz (1998); Abweichend von diesen Diskussionen verfolgt Rotter (1985) eine systemtheortisch orientierte Medientheorie der Musik mit soziologischem Schwerpunkt.

Die musikwissenschaftliche Literatur bietet verschiedene typologische Ansätze zur Medienmusik, die im weiteren Verlauf dieses Textes übernommen werden. Kurt Blaukopf schlägt eine Typologie der »Tonträgermusik« vor. Er geht dabei davon aus, daß die technische Evolution eine neuartige musikalische Handhabung des Mediums ermöglicht. Eine ursprünglich nur als Mittler verstandene Tonträger-Musik wurde, so Blaukopf, »zur eigenständigen Manifestation« (S. 178), die sich in Etappen idealtypisch identifizieren läßt, »wobei die älteren Etappen mit den neueren koexistieren« (S. 178). Blaukopf unterscheidet (vgl. S. 178):

  1. »Mediale Abbildung«
  2. »Technisch optimierte Abbildung«
  3. »Mediale Realisierung der Partitur«
  4. »Medial-autonome Realisierung«
  5. »Mediale Kreation von Musik«

Die im Abschnitt 2.1 erläuterten Formen der Abbildung und der produktiven Distanz gehen in den Typen »Mediale Abbildung« und »Technisch optimierte Abbildung« auf. Die im Abschnitt 2.2 vorgestellte Musikpraxis mit (Re-)Produktionsmedien des Pianisten Glenn Gould kann als paradigmatisch für den Typus der medialen Realisierung der Partitur angeführt werden, wie sie Blaukopf beschreibt:


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