Meyer (wie
auch bei Klaus Schöning) dabei nicht mehr zu einer Musik, sondern zu einer »Akustischen
Kunst«.17
17 Vgl. zum Begriff »Akustische Kunst« auch Schöning (1996).
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»[Es, T.K.] sind eine Reihe von Werken der Akustischen Kunst nach einer
Lektüre anderer Medien entstanden. Sie verorten sich historisch innerhalb der
traditionellen Grenzen der Repräsentation, nicht selten um diese von Innen
heraus zu dekonstruieren. Medientransformation kann sowohl Dekonstruktion
sein als auch Vitalisierung und Dynamisierung des von anderen Autoren,
Komponisten, Künstlern zuvor geschriebenen, das weiter- und umgeschrieben
wird. [...] Bei diesen Transformationen wird weniger das im Medium Gesagte
als das dort Ungesagte verfolgt und mit einem neuen medienspezifischen
Vokabular zur Sprache einer Akustischen Kunst gebracht.«18
Eine systemtheoretisch inspirierte Untersuchung von medienästhetischen
Phänomenen in
der Musik, wie sie diese Arbeit versucht, wird in den Musikwissenschaften bis dato nicht
geführt.19
19 Autoren, die, über Niklas Luhmanns kurze und in seinen Schriften verstreuten
Kommentare zur Musik hinaus, eine Verbindung zwischen Systemtheorie und Musik
herstellen, lassen sich an einer Hand abzählen. Nach den Erkenntnismöglichkeiten,
insbesondere für die Musiksoziologie und die Musikästhetik, durch einen
Theorietransfer von Luhmanns Konzept autopoietisch operierender Systeme fragen,
mit unterschiedlichen Schwerpunkten, folgende Aufsätze: Fuchs, Peter, »Vom
Zeitzauber der Musik – eine Diskussionsanregung«, in: Baecker (Hg.) (1987a);
Fuchs (1996); Fuchs (1992); Tadday (1997); und im Anschluß an Peter Fuchs:
Mahrenholz (1998); Abweichend von diesen Diskussionen verfolgt Rotter (1985)
eine systemtheortisch orientierte Medientheorie der Musik mit soziologischem
Schwerpunkt.
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Die musikwissenschaftliche Literatur bietet verschiedene typologische Ansätze
zur
Medienmusik, die im weiteren Verlauf dieses Textes übernommen werden. Kurt Blaukopf
schlägt eine Typologie der »Tonträgermusik« vor. Er geht dabei davon aus, daß die
technische Evolution eine neuartige musikalische Handhabung des Mediums ermöglicht.
Eine ursprünglich nur als Mittler verstandene Tonträger-Musik wurde, so Blaukopf, »zur
eigenständigen Manifestation« (S. 178), die sich in Etappen idealtypisch identifizieren
läßt, »wobei die älteren Etappen mit den neueren koexistieren« (S. 178). Blaukopf
unterscheidet (vgl. S. 178):
- »Mediale Abbildung«
- »Technisch optimierte Abbildung«
- »Mediale Realisierung der Partitur«
- »Medial-autonome Realisierung«
- »Mediale Kreation von Musik«
Die im Abschnitt 2.1 erläuterten Formen der Abbildung und der produktiven
Distanz
gehen in den Typen »Mediale Abbildung« und »Technisch optimierte Abbildung« auf.
Die im Abschnitt 2.2 vorgestellte Musikpraxis mit (Re-)Produktionsmedien des
Pianisten Glenn Gould kann als paradigmatisch für den Typus der medialen Realisierung
der Partitur angeführt werden, wie sie Blaukopf beschreibt:
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