- 17 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Moholy-Nagy, Pierre Schaeffer, Glenn Gould, John Cage, Kool DJ Herc und DJ Grandmaster Flash vorgestellt werden. Die Klammer dieser disparaten Auswahl bildet die Betrachtung des Medienverständnisses der einzelnen Künstler in ihren ästhetischen Konzepten, sozialer und künstlerischer Ort der Musiker (Radiotechniker, bildender Künstler, Komponist oder DJ) spielen dabei keine Rolle. Anhand dieser Beispiele soll in der Zusammenfassung dieses Abschnitts der Versuch einer Kategorisierung der Musik der (Re-)Produktionsmedien unternommen werden.

2.2.1.  László Moholy-Nagy

Ein früher Medienforscher war der Bauhauskünstler László Moholy-Nagy. Moholy-Nagy propagierte einen kreativen Umgang mit der Reproduktionstechnik seiner Zeit.

»Es liegt in der menschlichen Eigenart begründet, daß die Funktionsapparate nach jeder neuen Aufnahme zu weiteren neuen Eindrücken drängen. Das ist einer der Gründe für die immer bleibende Notwendigkeit neuer Gestaltungsversuche. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Gestaltungen nur dann wertvoll, wenn sie neue, bisher unbekannte Relationen produzieren. [...] Da vor allem die Produktion (produktive Gestaltung) dem menschlichen Aufbau dient, müssen wir versuchen, die bisher nur für Reproduktionszwecke angewandten Apparate (Mittel) zu produktiven Zwecken zu erweitern.«64

64 Moholy-Nagy (1967, S. 28)(Hervorhebungen im Original).

In dem Aufsatz »Neue Gestaltung in der Musik«65

65 Moholy-Nagy (1988).
reflektiert László Moholy-Nagy über die Möglichkeiten des Grammophons. Er schreibt über die Idee zu einem technischen Verfahren, das es erlauben soll, die Grammophonschallplatte als ein Instrument zur Klangmalerei im wörtlichen Sinn nutzbar zu machen. Es geht Moholy-Nagy um die Herstellung neuer Bild-Ton-Verhältnisse mit technischen Mitteln. Seine Gedanken zu einem »Ritzschrift ABC« kontextualisiert Moholy-Nagy mit den Ideen des italienischen Futurismus und dem Artikel »Die neue Gestaltung in der Musik und die italienischen Bruitisten« des konstruktivischen Malers Piet Mondrian. Der italienische Futurismus steht allgemein für eine euphorische Begrüßung des technischen Fortschritts, eine Glorifizierung der Maschinen und, vieles zusammenfassend, in der Musik für folgende Veränderungen: die Erweiterung des musikalischen Materials um die Klangfarben des Geräusches (des Alltags, der Stadt, der Fabriken, der Maschinen, der Tier- und Menschenstimmen usf.), die Herstellung von neuen Instrumenten (realisiert wurden die mechanischen »Intonarumori« – Geräuschtöner) und die Entwicklung von neuen, technikkulturell sensibilisierten »futuristischen Ohren« (Russolo), die der Schaffung einer neuen Klangemotion durch eine phantasievolle Verbindung in der Abfolge der Geräusche (über ihre Imitation hinaus) vorgängig sind.66
66 Vgl. Russolo (1993).
Piet Mondrian schreibt, daß die neue Musik eine neue Ordnung der Töne und Nichttöne (Geräusche) anstreben soll, zugunsten einer universalen Gestaltung, welche die Ordnung der aus den Geräuschen abgeleiteten Töne und deren Verbindung zu bestimmten Harmonien in der traditionellen Musik

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