Moholy-Nagy, Pierre Schaeffer, Glenn Gould, John Cage, Kool
DJ Herc und DJ Grandmaster Flash vorgestellt werden. Die Klammer dieser disparaten
Auswahl bildet die Betrachtung des Medienverständnisses der einzelnen Künstler
in ihren ästhetischen Konzepten, sozialer und künstlerischer Ort der Musiker
(Radiotechniker, bildender Künstler, Komponist oder DJ) spielen dabei keine Rolle.
Anhand dieser Beispiele soll in der Zusammenfassung dieses Abschnitts der Versuch
einer Kategorisierung der Musik der (Re-)Produktionsmedien unternommen
werden.
2.2.1. László Moholy-Nagy
Ein früher Medienforscher war der Bauhauskünstler László
Moholy-Nagy. Moholy-Nagy
propagierte einen kreativen Umgang mit der Reproduktionstechnik seiner Zeit.
»Es liegt in der menschlichen Eigenart begründet, daß die Funktionsapparate
nach jeder neuen Aufnahme zu weiteren neuen Eindrücken drängen. Das ist
einer der Gründe für die immer bleibende Notwendigkeit neuer Gestaltungsversuche.
Unter diesem Gesichtspunkt sind die Gestaltungen nur dann wertvoll, wenn
sie neue, bisher unbekannte Relationen produzieren. [...] Da vor allem die
Produktion (produktive Gestaltung) dem menschlichen Aufbau dient, müssen
wir versuchen, die bisher nur für Reproduktionszwecke angewandten Apparate
(Mittel) zu produktiven Zwecken zu erweitern.«64
64 Moholy-Nagy (1967, S. 28)(Hervorhebungen im Original).
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In dem Aufsatz »Neue Gestaltung in der
Musik«65
reflektiert László Moholy-Nagy über die Möglichkeiten des Grammophons. Er
schreibt über die Idee zu einem technischen Verfahren, das es erlauben soll, die
Grammophonschallplatte als ein Instrument zur Klangmalerei im wörtlichen
Sinn nutzbar zu machen. Es geht Moholy-Nagy um die Herstellung neuer
Bild-Ton-Verhältnisse mit technischen Mitteln. Seine Gedanken zu einem »Ritzschrift
ABC« kontextualisiert Moholy-Nagy mit den Ideen des italienischen Futurismus und
dem Artikel »Die neue Gestaltung in der Musik und die italienischen Bruitisten« des
konstruktivischen Malers Piet Mondrian. Der italienische Futurismus steht
allgemein für eine euphorische Begrüßung des technischen Fortschritts, eine
Glorifizierung der Maschinen und, vieles zusammenfassend, in der Musik für
folgende Veränderungen: die Erweiterung des musikalischen Materials um die
Klangfarben des Geräusches (des Alltags, der Stadt, der Fabriken, der Maschinen, der
Tier- und Menschenstimmen usf.), die Herstellung von neuen Instrumenten
(realisiert wurden die mechanischen »Intonarumori« – Geräuschtöner) und die
Entwicklung von neuen, technikkulturell sensibilisierten »futuristischen Ohren«
(Russolo), die der Schaffung einer neuen Klangemotion durch eine phantasievolle
Verbindung in der Abfolge der Geräusche (über ihre Imitation hinaus) vorgängig
sind.66
Piet Mondrian schreibt, daß die neue Musik eine neue Ordnung der Töne und Nichttöne
(Geräusche) anstreben soll, zugunsten einer universalen Gestaltung, welche die Ordnung
der aus den Geräuschen abgeleiteten Töne und deren Verbindung zu bestimmten
Harmonien in der traditionellen Musik
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