- 15 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Im Zusammenhang mit den neuen musikalischen Verfahren einer spezifischen Medienmusik, wie sie etwa Glenn Gould (s.u.), die Beatles oder die Beach Boys angewandt haben, und wie sie hier untersucht werden sollen, schreibt Rolf Großmann, daß sie einen neuen Mythos der »(Re-)produktionsmaschinen und ihrer Magier« (Großmann) generieren.

»Nach dem Ende des auratischen Kunstwerks entsteht keine in und durch die Medien neu vergesellschaftete Kunst, sondern es bilden sich neue, [...] auf konkrete technische (z.B. ›analog‹ vs. ›digital‹) Verfahren und Apparate bezogene auratische Gegenstände.«54

54 Großmann (1999, S. 317).

Großmann erklärt, daß von einer künstlerischen Erschließung der technischen Apparate und Verfahren für die Musikkultur ausgegangen werden muß. An der Popularisierung einer ›elektronischen‹ Musikkultur mit technischen (Re-)Produktionsmedien waren unter anderen, aber mit einem großen Anteil, die DJs beteiligt. In der »DJ Culture« (Poschardt) ist eine Fetischisierung von Aufnahmemedien wie der Vinylplatte oder dem Schallplattenspieler (insbesondere der Technics SL 1200 MK255

55 Vgl. Kapitel 4.1.1 »Schallplatte«.
) genauso beobachtbar wie die Entwicklung eigenständiger musikalischer und technischer Verfahren mit den »(Re-)Produktionsmaschinen«.

2.1.4.  Zusammenfassung

Die Entwicklungen und Erweiterungen der (Re-)Produktionstechnologien, so wie wir sie heute kennen, war für Benjamin 1936 noch Zukunftsmusik. Im Verbund mit den je aktuellen technischen Verhältnissen, haben sich, im Anschluß an Benjamins These vom Ende der Aura, neue Beobachtungsperspektiven entwickelt, die den Aurabegriff und seinen Gegenstandsbereich modulieren. In der Literatur lassen sich, aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven beobachtend, zwei Positionen zur Aura in den Reproduktionsmedien zusammenfassen: Eine der »Aura-Konservierung« (Adorno, Bickel, Diedrichsen, Goodwin, Großmann) und eine vom Ende der Aura (Benjamin, Poschardt, Toop).

In Bezug auf die als Frage formulierte Überschrift dieses Kapitels »Original und technische Reproduktion – Abbild oder produktive Distanz?« kann zusammenfassend gesagt werden, daß eine Reduktion in der Beobachtung von Reproduktionsmedien auf ihre reine Abbildfunktion als neutrale Behälter oder Zwischenstationen, die über zeitliche und räumliche Distanzen hinweg zwischen Input und Output ›ver-mitteln‹, zu kurz greift. Eine Beschreibung von technischen Reproduktionen, »die an der Erkennbarkeit der Individualform nichts ändern, ihr nicht ›schaden‹, sondern nur den Zugang zu ihr erleichtern«56

56 KdG (S. 198).
, aus der lediglich folgt, »daß eine neue Form entsteht: die Unterscheidung von Original und Copie«57
57 Ebd.
, ist vor dem Hintergrund einer Evolution der Medientechnik von der Phonographenwalze bis zu den digitalen Reproduktionsmedien um die jeweils neu hinzugewonnenen Handlungsoptionen und den daraus resultierenden Formen der Medialisierung und der

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