und Medienkünstler
Nam June Paik auf elektronisch-analoger Weise gelegt. Paik arbeitete mit
handelsüblichen TV- und Videogeräten und erprobte ihre Koppelungsfähigkeit auf
unkonventionellen Wegen. In der Ausstellung »Exposition of Music – Electronic
Television« in der Wuppertaler Galerie Parnass im Jahr 1963 zeigte Paik sein
Ensemble Participation TV. Mit Hilfe eines Mikrophons, eines Verstärkers und
eines Oszillators partizipierte dabei ein Fernsehgerät technikvermittelt an der
Geräuschkulisse seiner Umgebung. Bei Kuba TV (vgl. Abbildung 5.1) benutzte Paik
ein Tonbandgerät als Impulsgeber der Bildsteuerung eines Fernsehgeräts. Das
Bild auf dem Fernsehschirm wurde so in Abhängigkeit zum Audiomaterial
moduliert.42
Paik reflektierte mit seinen Strategien der technischen Intermedialität bewußt die
Optionen einer technischen Verschaltung der Medien untereinander. Er machte die
technischen Bedingungen der Medien, ihre materiellen Grenzen und die Möglichkeiten
ihrer Überschreitungen zum Gegenstand einer experimentellen Medienkunst. In
Computermedien lassen sich, auf der Basis des gemeinsamen binären Codes, im Gegensatz
dazu Bild und Tonsignale umstandsloser miteinander verbinden. Softwarepakete wie
Artmatic43 von U & I Software
oder X<>POSE IT 44
von der Firma Steinberg erlauben weiträumige Steuerungsprozesse zwischen auditiven
und visuellem Signalen in Echtzeit. Die digitale Differenz zwischen Bild und Ton
eröffnet, anders als bei den linearen Verschaltungen im Analogen, Gestaltungsspielräume
der Intermodulation und der algorithmischen Transformation.
Den Begriff »Intermodulation« erläutert Karlheinz Stockhausen anhand des von ihm in Telemusik (1966) verwendeten Verfahrens: »Der alte Begriff des ›Modulierens‹, des Wechselns in andere Tonarten, wird hier auf Stile angewendet. Ich moduliere von einem musikalischen Ereignis in ein anderes, beziehungsweise ich moduliere ein Ereignis mit einem anderen [...]. Ich moduliere den Rhythmus eines Ereignisses mit der Lautstärkekurve eines anderen. Oder ich moduliere elektronische Akkorde, die ich selbst herstelle, mit der Lautstärkekurve eines Priestergesanges, dann diese mit dem monotonen Gesang (also der Tonhöhenlinie) eines Shipiboliedes, und so weiter, So habe ich erstmalig in der TELEMUSIK fremde Musik mit meiner eigenen vereinigt.«45 Stockhausens Intermodulationen, die verschiedene Formen der Musik miteinander verschalten, wurden in jener Zeit noch durch Interpreten klingende Wirklichkeit. Seine Intermodulationen lassen sich heute in Computermedien technisch problemlos realisieren und algorithmisch erweitern (z.B. mit der am Pariser IRCAM entwickelten Software MAX46 von der Firma Opcode). Mit den integrativen Computermedien öffnet sich ein Feld der »possibilités potentielles« (Schaeffer) für experimentelle und künstlerische Programmierungen intermedialer Grenzphänomene. Zusammengefasst kann mit Florian Rötzer die These zu einer transfigurativen Bild-Musik formuliert werden:
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