- 104 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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zwischen Bild und Ton bieten u.a. Programme wie »Kandinsky Music Painter« (1989) von der Firma Compudaktik, mit dessen Hilfe sich MIDI-Steuersignale ›zeichnen‹ lassen36
36 Vgl. Schläbitz (1997, S.114ff).
, oder die Software MetaSynth37
37 Vgl. http://www.uisoftware.com/PAGES/ms_presentation.html (13.01.2000).
von der Firma U & I Software, die umfangreiche Tools zu einer Bildbearbeitung von Audio- und MIDI-Signalen zur Verfügung stellt. (2) Klangmontagen und -transformationen auf grafischen Softwareoberflächen haben über die in Abschnitt 4.2 geschilderten Repositionierungen analoger Formen in digitalen Medien (z.B. die Tonbandmetapher in der Software Cubase VST) hinaus, zu einer eigenwertigen (Bildschirm-)Musik geführt.

»Die interaktiv zu gestaltende Abbildung musikalischer Steuercodes läßt den Computer zum virtuellen Instrument werden, während das frühere Musikinstrument zum ›Interface‹ wird. Die Tasten eines Keyboards etwa dienen bei professionellen Sequenzern nicht nur zur Eingabe der Töne, sondern auch zur Steuerung der Programmfunktionen.«38

38 Großmann (1997b, S. 403).

DJ Krust, der zu den Protagonisten des sog. medial geprägten Drum ‘n‘ Bass in der Popmusik gezählt werden kann, beschreibt seine Erfahrungen mit der (Bildschirm-)Musik:

»Manchmal können wir unserem Sound selbst nicht ganz folgen. Wie könnten wir also erwarten, daß es jemand versteht, der nicht sieht was wir sehen. Wenn sich die Arrangements auf deinem Computer verändern, dann weißt du, daß sich die Musik verändert.«39

39 Roni Size (1996, S. 23).

Allgemeiner läßt sich für Computermedien die These formulieren, daß durch digitale Tonaufzeichnungssysteme intermediale Formen zwischen zwei Schriftsystemen figurieren: der linearen Partitur und dem nicht-linearen Hypertext.

»Das eingeladene akustische Material ist jederzeit abrufbar, und an jeder beliebigen Stelle kann es einzeln und simultan mit anderen Elementen kompositorisch verbunden werden. Visualisiert wird der akustische Vorgang gleichzeitig wie eine Partitur auf dem Monitor: audiovisuelle Korrespondenz von zwei Schriftsystemen. Dieses Speichersystem – verbunden mit einer Vielzahl von miteinander auf dem Mischpult vernetzten elektroakustischen Instrumenten, Klangerzeugern und Klangumwandlern – stellt ein ebenso gigantisches wie flexibles Orchester dar.«40

40 Schöning (1996, S. 69).

(3) Künstlerische Experimente zu einer technischen Verschaltungen von Bild und Ton wurden schon lange vor ihrer algorithmischen Steuerbarkeit in Computermedien versucht. Hierzu zwei Beispiele: Eine mechanische Verbindung stellte erstmals der französische Jesuitenpater und Mathematiker Louis-Bertrand Castel im Jahre 1729 her. Er konstruierte ein Lichtcembalo, das zu jedem angeschlagenen Ton eine passende Farbe zeigte.41

41 Vgl. Reetze (1993, S. 8).
Eine Verbindung zwischen Bild und Ton hat der Musiker

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