einen völligen Verlust der)
Welt.«27
Intermedialität in Computermedien figuriert zwischen den beiden Extremwerten der
Erneuerung und des Verlustes der Welt. Intermediale Bild-Ton-Verhältnisse lassen sich
bereits mit der diskreten Notenschrift Guido von Arezzo anschreiben, die einen
grafischen Zugriff auf die Musik und damit, als Surplus, eine lineare (Schrift-)Musik
erlaubt.28
28 Einige Bachforschungen gehen soweit Bach als visuellen Komponisten zu
bezeichnen:»nach neueren forschungen hat johann sebastian bach eine partitur nach
visuellen kriterien lesen können. Er sah sie als bild und korrigierte sie wie ein
zeichner nach ihrer grafischen struktur. Die musik erschien ihm als bild, und
indem er grafische notationen machte, erzeugte er seine musik.« Aicher (1992, S.
61).
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Aufschreibesysteme, wie sie mit dem Phonographen und seinen technischen Nachfolgern
gegeben sind, haben eine Medienmusik hervorgebracht, die sich von der Grammatik der
(Schrift-)Musik29
29 Dazu zählen: Die Tonalität als einheitsstiftendes Medium, die Harmonik als
syntaktische Gliederung des formalen Verlaufs und die Metrik als Ordnungsform des
zeitlichen Verlaufs.
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zugunsten
u.a. einer (Bild-)Musik30
30 Vgl. hierzu auch die neuen Partiturformen der elektro-akustischen Avantgarde in:
Karkoschka (1996).
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zu lösen beginnt.
»Und das heißt, eine Musik zu erfinden, die sich nicht mehr ausschließlich dem
linear fortschreitenden Gedanken verpflichtet fühlt, sondern das assoziative
Spiel mit Formen, das Bruchstückhafte wieder als Qualität erkennt und in den
Mittelpunkt rückt.«31
31 Schläbitz (1997, S. 122).
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Dazu zählen (1) die ›Klangmalereien‹ in Räumen technischer
Medialität, (2) die »Bild(schirm)
Musik«32
der Klangmontagen und -transformationen auf den grafischen
»Oberflächen«33
33 Vgl. Bickel(1992, S. 55ff).
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moderner Audiosoftware und (3) die Verschaltungskunst einer auf Intermodulationen
zwischen sowohl Bild und ›Ton‹ als auch ›Ton‹ und ›Ton‹ setzenden technischen
Intermedialität.
Hierzu einige Beispiele: (1) Die Tonmalereien in ›Räumen‹ (besser:
Luhmann-Medien)
technischer Medialität nahmen in Deutschland im Jahr 1929 ihren Anfang
mit der »tönenden Handschrift« von Rudolf Pfenninger. Sie baute auf das
damals aktuelle technische Verfahren der optophonetischen Tonaufzeichnung
im Film. Pfenninger übertrug Schwarzweißzeichnungen von verschiedenen
Kurvenverläufen per Kamera auf die Tonspur eines Films, den er anschließend
wieder abspielte und damit hörbar machte. Wenige Jahre später (1932) zeichnete
Oskar Fischinger Klingende Ornamente unmittelbar auf die Tonspur des
Films.34
34 Motte-Haber (1996a, S. 278).
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Wie in Abschnitt 2.2.1 erläutert, lassen sich erste theoretische Überlegungen für
mediale Klangmalereien 1923 mit dem Ritzschrift ABC von László Moholy-Nagy
anschreiben, der die Schallrillen von Grammophonplatten unmittelbar modellieren
wollte. Als ein frühes Beispiel für die Versuche zu einer Klangmalerei in
Computermedien kann das 1979 von Iannis Xenakis entwickelte UPIC-System
(Unité Polyagogique Informatique du CEMAMU) genannt werden. Das
UPIC-System ist eine ’Komponiermaschine’, mit dessen Hilfe unmittelbar auf
einen Computermonitor gezeichnete Kurven sofort (in Echtzeit) zu Klang
werden.35
Klangmalerein, und damit die intermediale Verbindung
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