- 102 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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»Intermedialität exponiert das Medium als Form auf der Formseite der Unterscheidung von Medium und Form [...].«23
23 Paech (1997, S. 333).
Damit bewegen sich Formen der Auflösung und Formen der Intermedialität in der Theorie auf der selben Metaebene, was in dem gemeinsamen Begriff der »Figuration« ihren Ausdruck findet.

Rolf Großmann unterscheidet bei Phänomenen der Intermedialität zwei Perspektiven: eine technische und eine kulturelle:

»Intermedialität hat [...] mit zwei Medienbegriffen zu tun, die [...] eine eher ’technische’ [...] oder eine eher ’kulturelle’ [...] Perspektive akzentuieren. Die Suche nach Grenzüberschreitungen, nach Integration, nach dem ’Dazwischen’ zwischen den Medien (zugunsten eines Dritten, ’Intermedialen’) führt entsprechend einerseits zu Fragen der technischen Abbildung, Transformation, Übermittlung, Kanal, Signal, Codierung und Standardisierung, andererseits zu Fragen veränderter Wahrnehmung und subjektiver Wirklichkeit (»filmisches Sehen«), zur Synästhesie, zu kulturellen ›Codes‹ und ›Programmen‹.«24

24 Großmann (1998, S. 108f).

Angesprochen ist die Unterscheidung intermedialer Figuren der Medialisierung und der Mediatisierung. Für Figuren der Mediatisierung führt Joachim Paech z.B. den Film Passion von Jean Luc Godard an, in dem die Malerei Rembrandts, die eine historisch und kulturell definierte Form ihres Medium ist, im Medium Film figuriert. Es handelt sich mit anderen Worten um die Dekontextualisierung eines Malstils und seine Rekontextualisierung in einem neuen medialen Umfeld. Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf Formen der Medialisierung.

Intermedialität ist in verschiedenen wissenschaftlichen Diskursen virulent, seit die Verschaltung von Bild und Ton auf der Basis eines gemeinsamen Codes technische Realität geworden ist – seitdem Zahlen »Töne sichtbar und Bilder hörbar machen.«25

25 Flusser (1992, S. 30).

»Der Terminus Medienverbund besagt, daß es keine Einzelmedien mehr gibt. Und da alle technischen Medien heute digitalisierbar sind, können alle Daten im selben Speicher abgelegt werden. Der Medienverbund funktioniert dann als computergesteuertes Algorithmensystem. Eben das aber ist das Betriebsgeheimnis einer Kultur, die sich heute anschickt, ihre alteuropäische Identität wie eine Schlangenhaut abzustreifen.«26

26 Bolz (1993a, S. 111f).

Martin Seel unterscheidet exklusive und inklusive Medien. Inklusiv sind Medien, wenn sie die Leistungen anderer Medien mit einschließen oder bündeln können, exklusiv sind die Medien, bei denen eben das nicht der Fall ist, wie z.B. Tonband und Fernseher, die im engeren Sinne technisch nicht anschlußfähig sind, da ihre Signalverarbeitung auf unterschiedlichen Codes beruhen. Der Computer fungiert im Gegensatz dazu als inklusives Medium: »Er aktualisiert und transformiert die Formen der visuellen, bildlichen, akustischen und sprachlichen Wahrnehmung der Welt so stark, daß bei Benutzern und zumal Theoretikern dieses Mediums gelegentlich der Eindruck entsteht, es handele sich hier um eine ganz andere (oder um


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