- 101 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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ins Vinyl. Derart dezentrierte Schallplatten führen zu unkonventionellen Bewegungen des Tonarms und damit der Auflösung: Die Nadel hüpft von Spur zu Spur.

5.2.  Figuren der Intermedialität

Der Begriff Intermedialität bezeichnet eine Figur, die aus der Vermischung zwischen unterschiedlichen Medien gewonnen wird.17

17 Spielmann (1998, S. 31).
Die Grundthese ist, daß dabei eine neue Form emergiert18
18 »In einer modernen Version spricht man von Emergenz, wenn durch mikroskopische Wechselwirkung auf einer makroskopischen Ebene eine neue Qualität entsteht, die nicht aus den Eigenschaften der Komponenten herleitbar (kausal erklärbar, formal ableitbar) ist, die aber dennoch allein in der Wechselwirkung der Komponenten besteht.« Krohn; Küppers (1992, S. 389)(Glossar).
, die über die Summe ihrer Einzelteile hinausgeht. Wenn Laurie Anderson z.B. auf ihre Violine einen Phonographen montiert (vgl. Bild 8) und das Tonabnehmersystem mit einem Geigenbogen in die Schallrillen versenkt, dann entsteht nicht eine Violine plus Schallplattenspieler, sondern als Surplus der Viophonograph (1976) mit seinen spezifischen Handlungsoptionen und Möglichkeiten des gestischen ,›Schallplattenspielens‹.

Der Begriff Intermedialität ist in den literaturwissenschaftlichen Diskursen als Erweiterung des Begriffes Intertextualität von Aage A. Hansen-Löve beschrieben worden.

»Das gemeinsame Auftreten von heterogenen Kunstformen im Rahmen eines integralen Mediums (Theater, Oper, Film, Performance etc.) bzw. einer multimedialen Präsentation schafft ganz andere intertextuelle Bedingungen und gattungstypologische Korrelationen als der Fall einer monomedialen Kommunikation (Tafelbild, Stummfilm, literarischer Text u.a.).«19

19 Hansen-Löve (1983, S. 291f)(Hervorhebungen im Original).

Nach Karl Prümm entsteht Intermedialität immer dann, wenn »Medien unmittelbar aufeinandertreffen und eine intermediale Montagestruktur entsteht«.20

20 Prümm (1988, S. 198).
Prümm geht dabei aber von einer Unantastbarkeit der Identität künstlerisch-ästhetischer Grundstrukturen aus: Ein intermedialer Zusammenhang bildet sich immer dann,

»wenn ein ästhetisches Objekt in mehreren Medien verfügbar und rezipierbar ist. Bei aller Varianz der unterschiedlichen medialen Fassungen wird eine Identität der Grundstrukturen behauptet.«21

21 Ebd. (S. 199).

Joachim Paech kritisiert dieses Konzept als eine Wiederholung des Modells des Behälters als Hypermedium, in dem sich verschiedene ältere Medien zu immer wieder neuen Mischformen unter jeweils einer Dominante verbinden. Paech und Spielmann schlagen ein differenztheoretisches Modell der Intermedialität vor, ausgehend von der These: Figuren der Intermedialität seien mediale Formen, in denen sich die Differenz zwischen unterschiedlichen Medien vermittelt. Die Figur der Intermedialität gilt »als Formbildung von Formen medialer Kopplungen.«22

22 Vgl. Spielmann (1998, S. 33).
Paech schreibt:

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