- 82 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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an einen Ensembleklang. Auf all dies muß reagiert werden, denn es birgt zusätzliches Belastungspotential für den Lernprozeß des Einzelnen.

Viele Probleme löst das aus der Gruppe heraus entstehende Sozialverhalten während der kontinuierlichen Zusammenarbeit. Es obliegt dem Lehrenden, hier stets angemessen zu reagieren und jeder Situation aufs neue und individuell zu begegnen. Dennoch finden Studierende zuweilen nicht den Mut, diese von ihnen als recht komplex empfundenen Problemkreise coram publico der kritischen Analyse auszusetzen. In solchen Fällen wäre es ideal, wenn das Vertrauensverhältnis zum Lehrenden sich so weit entwickeln könnte, daß der Studierende bereit wäre, sich wenigstens in der Sprechstunde mit seinen Schwierigkeiten auseinanderzusetzen. Flankierend zur Seminarveranstaltung könnten Tutorien durch bereits examinierte Kommilitonen als Gesprächs- und Übungsforen angeboten werden.


Gute Erfahrungen hat die Autorin auch mit einem begleitenden Kursangebot in Form eines Rhythmikseminars speziell für Fragen der Ensembleleitung an der Hochschule für Musik Frankfurt a. M. in den 80er Jahren gemacht.

Grundlegende Probleme im motorischen und psychomotorischen Bereich wurden hier mit einem anderen Ansatz aufgegriffen, erfolgten aber in enger Kooperation mit dem Ensembleleitungskurs. Dieses Angebot wurde von den Studierenden über einige Semester hinweg äußerst dankbar angenommen, als zusätzliches und freiwilliges Lehrangebot aus Ersparnisgründen damals bedauerlicherweise aber wieder eingestellt.

Körperlichkeit und mentaler Lernprozeß des Einzelnen müssen in dieser Gruppenausbildung ihr individuelles Profil finden, erst dann kann ein Ensembleleiter mit seiner ganzen Persönlichkeit zum gestaltenden Dirigenten werden.

Ein weiteres zentrales Lernziel dieser Ausbildung ist die Schulung der doppelten Verbalität. Die dritte Säule der gruppenbezogenen Arbeit neben den Dirigierfiguren und der Hörschulung stellt die Verbalität dar, die sich in zwei Funktionen splittet und somit aufmerksame Reflexion und gezielten Einsatz erfordert. Zum einen müssen Schwierigkeiten, die während des nonverbalen, rein gestischen Agierens entstehen, mit Worten benannt und in der Gruppe – quasi „inoffiziell“ – diskutiert werden. Vergleichbar der Sportdidaktik fällt es den Studierenden oft schwer, Bewegungsabläufe präzise zu beschreiben. Zum anderen erfordert die Probentechnik den Gebrauch verbaler Hilfen, die didaktischen Überlegungen entspringen, äußerst gezielt eingesetzt werden sollen und intensiver Schulung bedürfen. Sie stellen eine „offizielle“ Kommunikation zwischen dem jeweiligen Dirigenten und den Instrumentalisten dar, deren Rückmeldung und Kontrolle das musikalische Ergebnis ist. Hier ist auch bildhaftes Denken hilfreich, welches


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