- 79 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Eine fortwährende Anforderung stellt im folgenden die Bewegungskopplung dar, die zunächst grundlegend erarbeitet werden muß, bevor mit den verbindlichen Dirigierfiguren festgelegte Bewegungsabläufe umzusetzen sind.14

14 „Die Bewegungskoppelung drückt das zweckmäßige Zusammenspiel der Teilbewegungen in eine Bewegungsverlauf aus. Dies läßt sich erklären über die Schwungübertragung (Impulsübertragung) und die zeitliche Verschiebung der Teilbewegungen“ (Baumann/Reim, a. a. O. [s. Anm. 11], S. 114).

Innerhalb dieses Dirigierfeldes müssen alle Bewegungsabläufe, die als ein Raster von „Schlag-figuren“ vorgegeben und in ihrer Abstraktheit verstanden sein müssen, von jedem selbst zu Schwung- und Dirigierfiguren entwickelt werden, sollen sie später als Grundlage plastischer Darstellung in ihrer Körperlichkeit überzeugend sein.


Ausgangspunkt jeglicher dirigentischer Betätigung muß die künstlerisch gestaltende „Willenskraft“15

15 Kondraschin, a. a. O. (s. Anm. 1), S. 15.

sein, hierin sind sich auch die großen Lehrmeister bei allen Differenzen einig, und diese äußert sich für Spieler und Publikum gleichermaßen zunächst in der körperlichen Individualität der Zeichengebung.


Die fatalen Auswirkungen, die eine Beschränkung auf die bloße Nachahmung, gar Kopie von Lehrenden oder Berufsdirigenten, vor allem bei einer kurzen Ausbildungszeit, auf spätere eigenverantwortliche Ensembleleitung in der Regel haben wird, sollen an dieser Stelle nicht näher diskutiert werden.


Ferner sollte auch in diesem Bereich als Lehr- und Ausbildungsziel eine Symbiose angestrebt werden, die die grundlegenden Dirigierfiguren und die aus ihnen zu entwickelnde Gestaltungsgestik mit den individuellen körperlichen Bedingtheiten des Studierenden in eine größtmögliche organische und ästhetische Einheit bringt. Je mehr das gelingt, und der Einzelne mit seinem Körpergefühl auf Anleitung und Korrektur einzugehen vermag, um so natürlicher, harmonischer, freier und überzeugender ist die Wirkung seiner Erscheinung und seines Tuns.


Wenn am Beginn des Dirigierunterrichts auch das Erlernen elementarer Dirigierfiguren stehen muß, so kann dies von Anfang an auf die Kommunikation von Sender und Empfänger ausgerichtet sein.

Erkennbarkeit, exakte Gleichheit der Schwingungen von Zählzeit zu Zählzeit, die Entwicklung von Proportionalität der Bewegungen zur Körpergröße und Armlänge, die Konzentration auf die Bewegungsführung von den Fingerspitzen aus, die Konzentrationsspannung des Körpers, die jegliche Verkrampfung vermeiden sollte – all dies läßt sich in und mit der Gruppe erarbeiten, ausprobieren, korrigieren und üben, sich eben als wortlose Verständigung mit einem Gegenüber nahezu


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