- 49 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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  • Mrs. Trapes beklagt die schlechten Zeiten. Sie erhandelt ein Dutzend Sam-metumhänge für ihre Huren und verrät dafür den Aufenthaltsort Macheaths. (Entfällt bei Buschmann.)


    Zu den geänderten Details gehören u. a.:


    • Der Accisebediente Pietsch entscheidet jeweils, wen er vor dem Accisegericht der Franzosen retten und wen er anzeigen will. Die auf ausländische Machthaber verlagerte Gerichtsbarkeit enthebt Pietsch starker moralischer Skrupel.

    • Pietsch fordert Hanne auf, sich „Heyrathsgedanken“ ein für allemal aus dem Kopf zu schlagen. Gegen Possen hat er nichts einzuwenden. Die Drohung, ihr die Kehle durchzuschneiden, entfällt.

    • Während bei Gay und in Buschmanns Übersetzung Lucy (Rosa) das mörderische Rattengift bereitlegt, geht es in den Schleichhändlern nur noch um ein stark berauschendes Getränk, durch das Hanne den „Leuten auf der Straße zum Spektakel werden“ soll.

    • Macheath hat Rosa (Lucy) die „Ehe in einer Zwangslage“ versprochen, weil er sie nur so zur Fluchthilfe verleiten konnte. Weder Rosa noch vier weitere Frauen „mit je einem Kind“ wurden (nach Buschmann) von Macheath geschwängert.


    Buschmann nennt die Straßenräuber eine „flüchtige Arbeit“, die er „gänzlich verdrängt“ und die er weniger im „dialogischen Theil“ als bei den Arien in „ein Paar müssigen Tagen hin und wieder“ revidiert hat. Das Ergebnis ist ein der Beggar's Opera zwar strukturell verwandtes, aber insgesamt anderes Stück. Buschmann hat die Defizite gegenüber der Vorlage klar gesehen, bestand aber auf seinen „aufklärerisch-moralischen“ Anspruch. Rückblickend (1780) beschreibt er die Wirkung, die ein Theaterstück im Idealfall haben sollte38

    38 E. E. Buschmann, Ferien, Leipzig 1780, S. 247 f.

    :


    Wenn man sich an die mächtigen Wirkungen erinnert, welche das Theater haben könte, wenn ich blos an den erstaunlichen und moralischen Eindruck, welchen der Kaufmann von London ehemals, als ich in Leipzig war, von der Kochischen Gesellschaft meisterhaft vorgestellt39

    39 Es handelte sich um das – auf eine alte Straßenballade zurückgehende – erste große bürgerliche Trauerspiel („domestic tragedy“): THE LONDON MERCHANT, Or, The History of George Barnwell von George Lillo (1731), vermutlich in der Übersetzung von Henning Adam v. Bassewitz (1752) . (Vgl. auch W. Karrer u. E. Kreutzer, Daten der englischen und amerikanischen Literatur von 1700 bis 1890, München 1979.)

    , auf einige Zuschauer machte, zurückdenke; so glaub' ich behaupten zu können, daß der höchste Zweck der Kunst auch eben diesen moralischen Eindruck unter sich begreife [...].



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