Mrs.
Trapes beklagt die schlechten Zeiten. Sie erhandelt ein Dutzend
Sam-metumhänge für ihre Huren und verrät dafür
den Aufenthaltsort Macheaths. (Entfällt bei Buschmann.)
Zu
den geänderten Details gehören u. a.:
Der
Accisebediente Pietsch entscheidet jeweils, wen er vor dem
Accisegericht der Franzosen retten und wen er anzeigen will. Die auf
ausländische Machthaber verlagerte Gerichtsbarkeit enthebt
Pietsch starker moralischer Skrupel.
Pietsch
fordert Hanne auf, sich „Heyrathsgedanken“ ein für
allemal aus dem Kopf zu schlagen. Gegen Possen hat er nichts
einzuwenden. Die Drohung, ihr die Kehle durchzuschneiden, entfällt.
Während
bei Gay und in Buschmanns Übersetzung Lucy (Rosa) das
mörderische Rattengift bereitlegt, geht es in den
Schleichhändlern nur noch um ein stark berauschendes
Getränk, durch das Hanne den „Leuten auf der Straße
zum Spektakel werden“ soll.
Macheath
hat Rosa (Lucy) die „Ehe in einer Zwangslage“
versprochen, weil er sie nur so zur Fluchthilfe verleiten konnte.
Weder Rosa noch vier weitere Frauen „mit je einem Kind“
wurden (nach Buschmann) von Macheath geschwängert.
Buschmann
nennt die Straßenräuber eine „flüchtige Arbeit“,
die er „gänzlich verdrängt“ und die er weniger im „dialogischen
Theil“ als bei den Arien in „ein Paar müssigen Tagen hin und
wieder“ revidiert hat. Das Ergebnis ist ein der Beggar's Opera
zwar strukturell verwandtes, aber insgesamt anderes Stück. Buschmann hat
die Defizite gegenüber der Vorlage klar gesehen, bestand aber auf seinen
„aufklärerisch-moralischen“ Anspruch. Rückblickend (1780)
beschreibt er die Wirkung, die ein Theaterstück im Idealfall haben sollte38
38
E. E. Buschmann, Ferien, Leipzig 1780, S. 247 f.
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:
Wenn
man sich an die mächtigen Wirkungen erinnert, welche das Theater
haben könte, wenn ich blos an den erstaunlichen und moralischen
Eindruck, welchen der Kaufmann von London ehemals, als ich in Leipzig
war, von der Kochischen Gesellschaft meisterhaft vorgestellt39
39
Es handelte sich um das – auf eine alte Straßenballade
zurückgehende – erste große bürgerliche
Trauerspiel („domestic tragedy“): THE LONDON
MERCHANT, Or, The History of George Barnwell von George Lillo
(1731), vermutlich in der Übersetzung von Henning Adam v.
Bassewitz (1752) . (Vgl. auch W. Karrer u. E. Kreutzer, Daten der
englischen und amerikanischen Literatur von 1700 bis 1890,
München 1979.)
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,
auf einige Zuschauer machte, zurückdenke; so glaub' ich
behaupten zu können, daß der höchste Zweck der Kunst
auch eben diesen moralischen Eindruck unter sich begreife [...].
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